Zwischen Bioresonanz und Brenner

Bei den Briten heißt, das, glaube ich, "to be late to the party". Seit ein paar Wochen stellt der Kabarettist, Schauspieler und Autor Josef Hader Videos auf seine Website, das hab ich jetzt also auch endlich gecheckt. In seinem jüngsten online gegangenen Kurzvideo lässt er sich darüber aus, dass das Coronavirus ihn nicht mehr schreckt: "Ich mach Intervallfasten, Bioresonanz, und ich bin beim ÖAMTC, mir kann also nix passieren". Außerdem hat er recherchiert, dass die Jungfrau Maria in Medjugorje offenbar auch auf Kurzarbeit ist: Sie erscheint jetzt nur noch einmal pro Woche.

Ja, und dann hat Hader diese Woche auch noch seinen Film "Das ewige Leben" auf der Plattform player.hader.at online gestellt, damit unsereiner besser durch den Lockdown kommt. Danke dafür. Von den Dreharbeiten in Graz hab ich übrigens eine schöne Erinnerung: Vis a vis von meinem damaligen Arbeitsplatz wurde an einem Hauseingang gedreht, und da dieser ein wenig grindiger als im Alltag aussehen sollte, wurde er von Set-Dekorateuren am hellichten Tag mit schweinischen Graffiti besprüht. Den Hausbewohnern hatte man mitgeteilt, dass dafür der Eingangsbereich nach Drehschluss frisch gestrichen würde, aber einer hatte es offenbar nicht mitgekriegt und schimpfte das Filmpersonal wie ein Rohrspatz aus. Mit ein Grund, aber keineswegs der einzige, warum ich diesen Film aus der Brenner-Reihe so unglaublich großartig finde.

Farbenfrohe Hochzeit

Für diese Produktion, schrieb mein Kollege Michael Tschida in seiner  Premierenkritik, "haben alle ins Volle und Knallbunte gegriffen". Ab heute ist dieses Highlight aus der Grazer Oper im Online-Stream zu erleben: Das Haus hat mit Joseph Beers "Polnische Hochzeit" eine Werk zwischen Operette und Musical, mit schwungvollen Elementen aus Jazz, Klezmer und Walzer wiederentdeckt. "Frisch, frech, frivol: Die Grazer Oper hat mit der „Polnischen Hochzeit“ eine Rarität gewagt. Und mit dem groß bestellten Aufgebot - das lässt sich nach der gefeierten Premiere leicht prophezeien - gewonnen", resümierte mein Kollege begeistert. Ab heute bis 16. Mai kann ist der Stream auf der Website der Grazer Oper verfügbar.
www.oper-graz.com

Zoom-Liveevent im Volkstheater

Bis 19. Mai zeigt das Wiener Volkstheater ein Streamingprogramm mit Produktionen aus dem Archiv, heute gibt es aber auch was ganz Neues:
Ab 20 Uhr startet das Haus auf der Videokonferenzplattform Zoom live die Produktion "Space Junk - Online Special". Zugelassen für das als "Weltraumthriller" angekündigte Stück sind insgesamt 30 Besucherinnen und Besucher. Das Onlinespecial ist der Zusammenguss  einer dreiteiligen Aufführungsreihe, die im März durch die Coronasperren abgebrochen werden musste. Im Juni soll sie als Videostream ins Netz übersiedeln, wer schon jetzt wissen will, was hier passiert, meldet sich für das  kostenlose Zoom-Event unter presse@volkstheater.at.

Zwischendurch ein Gute-Laune-Video

Weil man ja derzeit viel Zeit mit ziellosem Herumsurfen verbringt, anbei noch ein frisch gehobenes Fundstück aus der älteren Musikvideo-Geschichte: Paul Simons "You Can Call me Al" vom 1986er-"Graceland"-Album zeigt den Musiker gemeinsam mit dem Komiker Chevy Chase, der ihm gleichsam auf offener Bühne den Song unterm Hintern wegstiehlt. Ein echter Guter-Laune-Klassiker, der sich über Simons eigene Lebenskrise mokiert und unter anderem die Frage aufwirft, warum das Genre Comedy-Musikvideo eigentlich so schütter bestückt ist.

Chevy Chase, an dessen Silhouette die letzten 34 Jahre übrigens auch nicht ganz spurlos vorüber gegangen sind, ist seit kurzem auch in der exzellenten Comedy-Serie "Community" auf Netflix zu sehen, die hier auch noch rasch ganz ausdrücklich empfohlen werden muss.