Es ist der lange Nachhall aus den berühmten Konzert- und Opernsälen, in denen längst die Stille eingekehrt ist. In dieser für alle Kulturinstitutionen prekären Situation bemühen sich auch die großen Häuser wie die Hamburger Elbphilharmonie um einen raschen Ausbau des digitalen Angebots, um das Publikum auch in Coronazeiten zu bedienen.
Unter dem Motto #ElphiAtHome veröffentlicht das 2017 eröffnete Haus Teile seines Archivs und bietet ein Programm, das sich nicht als Notlösung verstecken muss. Auch an ein regelmäßiges Kinderprogramm wurde gedacht. Um das volle (digitale) Elbphilharmonie-Erlebnis zu ermöglichen, stehen täglich neue Konzertaufnahmen zur Verfügung. Abgerundet wird das Erlebnis durch virtuelle Führungen durch den von Jacques Herzog und Pierre de Meuron entworfenen Prachtbau. Fehlen für den klassischen Hamburg-Kurzurlaub bloß noch ein Besuch am Kiez und eine Hafenrundfahrt – wobei sich Letzteres zumindest durch diverse Youtube-Videos simulieren lässt.
Wer kulturinteressiert nach Hamburg strebt, dem sei auch das angesehene Thalia Theater empfohlen, wo am Wochenende tatsächlich eine Premiere gefeiert werden konnte: Als klar war, dass die geplante Aufführung von „Maria Stuart“ nicht möglich sein würde, änderte Regisseur Antú Romero Nunes spontan die Pläne und schuf den dokumentarischen Film „Maria Stuart. Ode an die Freiheit 1“ mit Karin Neuhäuser in der Titelrolle und Barbara Nüsse. Das Ergebnis kann sich ansehen lassen – freilich im doppelten Sinn. Ab 4. April steht mit „Wilhelm Tell“ der zweite Teil des Schiller-Triptychons auf dem digitalen Spielplan.
Infos finden Sie unter www.elbphilharmonie.de und www.thalia-theater.de.
Weitere Tipps
Mit Musik(ern) im Gespräch
Wie rasch Künstler auf die neue Corona-Situation reagieren, beeindruckt. Besonders engagiert ging Musiker Julian Le Play an die Sache heran: Via Instagram lädt er in einer Mischung aus Talk und Livemusik zu Doppelconférencen mit Branchenkollegen wie Conchita Wurst oder Ina Regen.
www.instagram.com/julianleplay
Ein Besuch bei Bruegel
Die Museen sind zu – lang leben die Museen! Das Kunsthistorische Museum in Wien hat in der aktuellen Situation den Vorteil, bereits auf bestehende Angebote verweisen zu können. Allen voran die grandiosen Touren: Eine Gratisapp auf dem Smartphone ermöglicht Themenführungen mit speziellen Kinder-Angeboten.
www.khm.at
Ein Trost für Diagonale-Fans
Bis 29. März dauerte die diesjährige Diagonale. Korrektur: hätte gedauert. Das wichtigste Filmfestival des österreichischen Films musste den aktuellen Gegebenheiten Tribut zollen. Einen kleinen Trost bietet das Videoportal Flimmit, das mehr als 40 Festivalfilme zeigt – zum Festivalpreis von 4,99 Euro pro Monat.
www.flimmit.com
Auf der Suche nach Designern
2014 sorgte Deborah Feldmans autobiografischer Roman „Überbitten“ über eine ultraorthodoxe chassidische Gemeinde für Aufsehen. Netflix übersetzte den Bestseller mit „Unorthodox“ in eine feinnuancierte Miniserie, die mit fragiler Langsamkeit eine
immense Spannung aufbaut. Ein kleines Meisterwerk.
Zu sehen auf Netflix