Die Kinos hierzulande waren, historisch gesehen, oft die letzten Bastionen des Kulturlebens in Krisen- oder Kriegszeiten. Selbst 1944 noch, als die Theater längst dichtmachen mussten und sogar die Wiener Volksoper in einen Kinosaal verwandelt wurde, hieß es: Film ab! Und sogar in den letzten Tagen des Krieges hatten viele Lichtspielhäuser noch offen. Mit heutigem Tag bleiben auch die Kinos in Österreich zu. Manche von ihnen hinterlassen ihrem Publikum noch Botschaften auf ihren Leuchttafeln. In Wien zum Beispiel „Sorry We Will Miss You!“ in Anlehnung an das neue, davor noch gezeigte Sozialdrama von Ken Loach „Sorry We Missed You“. Am Cine Center war zu lesen: „Sind kurz weg. Klopapier besorgen.“


Für die Branche insgesamt und die vielen kleinen Programmkinos, die in Zeiten von Netflix und Co. ohnehin ums Überleben kämpfen, ist das natürlich drastisch. Aufs Filmeschauen muss man dank Fernsehen, TV-Mediatheken, Youtube, Streamingdiensten und Video-on-Demand-Plattformen in diesen analog kulturarmen Tagen aber nicht verzichten.

Heimische Filme für daheim


Es muss nicht immer der Hollywood-Klassiker aus den 50ern, der Blockbuster oder der All-Time-Favorit aus Schweden sein. Cineastinnen und Cineasten können dank der Plattform „Kino VOD Club“ auch österreichische Filme zu Hause schauen.


Vor eineinhalb Jahren gegründet, kann man sich auf dieser Plattform aktuell rund 380 Filme leihen, die meisten davon sind heimische Filme, darunter viele Neuerscheinungen wie etwa Günter Schwaigers Missbrauchsdrama „Der Taucher“ mit Franziska Weisz und Julia Franz Richter; Elena Tikhonovas wundersam komische Komödie „Kaviar“ oder Hercli Bundis störrischer Porträtfilm „Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege“ über den steirischen Künstler Christian Eisenberger.


Beim Kino VOD Club kann man ohne Bindung leihen – für 4,90 Euro pro Film, für den man 48 Stunden Zeit hat. An einem Abo wird seit Längerem gebastelt. Die allerbeste Nachricht in der Krise: „Damit unterstützt man auch das Kino seiner Wahl und die Filmschaffenden, denen je ein Drittel des Preises zugutekommt“, sagt Geschäftsführer Alexander Syllaba, der selbst das Cinema Paradiso in St. Pölten betreibt.


45 Programmkinos im ganzen Land nehmen an der Initiative teil und „zeigen so nach der vorgesehenen Kinofrist Filme im Heimkino“, sagt Syllaba. Sie erinnern an Filme, die vielleicht nur kurz einen Leinwand-Auftritt hatten. Im Programm sind auch Dokumentationen, europäische Filme und Festivalbeiträge. Die Kurzfilme der jungen Reihe „Cinema Next“ sind kostenlos zu streamen.
Allerbeste Nachricht: Die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber haben ein kleines Special mit ihren Lieblingsfilmen kuratiert. Nach der Absage gibt’s so eine winzige Diagonale für zu Hause.