"Doch glauben Sie mir, es kommt der Tag, an dem die ganze Welt zu unseren Salzburger Festspielen pilgern wird.“ Fast möchte man über die prophetische Aussage schmunzeln, die Hugo von Hofmannsthal 1919 im Gespräch mit der Journalistin und Schriftstellerin Berta Zuckerkandl getätigt hat. Doch dieser Satz, der am Aufgang zur Ausstellung „Jedermanns Juden“ eine Wand ziert, trägt eine ganz eigene Dramatik in sich. Es ist die Geschichte einer Vision zweier Männer mit jüdischen Wurzeln, die aus heutiger Sicht so schillernd ist, dass man gerne die Schatten übersieht, die der Strahlenkranz wirft.
Das Jüdische Museum in Wien holt dies nun nach und beleuchtet die Genese der Salzburger Festspiele, die es ohne ihre jüdischen Gründerväter Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt schlichtweg nicht geben würde. Es ist eine dichte Schau, die anhand von Plakaten, Bühnenmodellen (darunter jene von Oskar Strnad) Kostümentwürfen, digitalisierten Fotoalben, Aufführungsbilder, Requisiten, aber auch ganz persönlichen Gegenständen in diesen kühnen Traum eintauchen lässt. Nicht zu vergessen: Jene Kunstschaffenden, wie die Tänzerin Trude Fleischmann, die maßgebliche Beiträge zu den Festspielen lieferten. Ihr weiteres, vielfach dramatisches Schicksal, wird ebenso thematisiert, wie der allgegenwärtige Antisemitismus, der schon vor der NS-Zeit herrschte.
Nach 1938 wurde der Spielplan schnell an die NS-Kulturpolitik angepasst, und nicht alle schafften rechtzeitig die Flucht vor dem Terror, wie etwa Max Reinhardt, der in die USA emigrierte. Ebenso Thema und keine Überraschung: Wie erstaunlich schnell NS-belastete Künstler wie Karl Böhm oder Paula Wessely in Salzburg wieder auf der Bühne standen.