Seit eine temporäre Mitarbeiterin am 8. Juli positiv auf Covid-19 getestet worden war, sei kein weiterer Coronafall mehr dazugekommen, und das bei bisher über 2.000 durchgeführten Tests. "Das Konzept hat bisher funktioniert. Aber wir bleiben wachsam", sagte Crepaz. Das Publikum verhalte sich sehr diszipliniert. "Man merkt nach den ersten Tagen, die Zuschauer haben sich bereits an die Corona-Verhaltensregeln gewöhnt."
Kein Fächer in Veranstaltungsräumen
Die Festspiele hätten viele positive Rückmeldungen von Besuchern erhalten, mitunter seien auch konstruktive Hinweise zur Verbesserung der Corona-Sicherheitsvorkehrungen dabei gewesen. Einige wenige Feinadjustierungen des mehr als 40 Seiten umfassenden Maßnahmenkatalogs wurden vorgenommen. So wird von der Verwendung eines Fächers in den Veranstaltungsräumen abgeraten, um eine Verbreitung von Aerosolen zu verhindern.
Mund-Nasen-Schutz beim Applaus
Die Besucher werden jetzt auch nach der Vorstellung noch einmal darauf hingewiesen, beim Applaus den Mund-Nasen-Schutz wieder anzulegen. Das Tragen der Schutzmaske auf dem Weg durch die Festspielhäuser zum Sitzplatz beziehungsweise vom Sitzplatz zum Ausgang ist ohnehin verpflichtend. Vor Beginn der Vorstellungen weisen in einer Tonbandansage "Buhlschaft" Caroline Peters auf Deutsch und "Jedermann" Tobias Moretti auf Englisch die Besucher auf die Verhaltensregeln hin. Sie empfehlen, die Schutzmaske auch während der Aufführung zu tragen. "Sehr viele nehmen die Schutzmaske nicht ab", weiß Crepaz. "Viele Besucher bedanken sich bei uns, wie effizient und unaufgeregt all diese Maßnahmen umgesetzt werden."
Der Kritik einer deutschen Zeitung hält Crepaz entgegen: "Die personalisierten Karten werden streng kontrolliert." Die Premiere des "Jedermann" am 1. August hätte auf dem Domplatz stattfinden sollen, musste aber wegen einer herannahenden Gewitterfront kurz vor Vorstellungsbeginn in das Große Festspielhaus verlegt werden. Nachdem die Besucher bereits beim Eingang zum Domplatz kontrolliert worden seien, sei die Ausweiskontrolle im Festspielhaus nur mehr stichprobenartig durchgeführt worden: "Das Publikum hat sich vorbildlich verhalten, es ist alles geordnet und ohne große Aufregung abgelaufen."
Die Zeitung hatte auch kritisiert, dass die Sicherheitsabstände nicht eingehalten wurden. Dazu Crepaz: Die Festspiele seien nur in den Häusern für die Sicherheit der Besucher verantwortlich. Zehn bis 15 Prozent mehr an Ordnerpersonal als bisher würden die Festspiele heuer pro Spielstätte beschäftigen, damit sich die Besucher an die strengen Coronaregeln des Hauses halten. "Wir haben gemerkt: Unser Publikum hält sich an unser Präventionskonzept. Die Leute sind achtsam. Sie sind unglaublich glücklich und dankbar dafür, dass wieder Liveveranstaltungen stattfinden." Die Abstandsregel von mindestens einem Meter sei aber auch außerhalb des Hauses sinnvoll und wichtig: "Wir appellieren an unser Publikum, auch im öffentlichen Raum den Mindestabstand einzuhalten."
Verfügung gegen Internetplattform Viagogo
Der kaufmännische Direktor nahm auch zur medialen Kritik Stellung, wonach nicht-personalisierte Last-Minute-Tickets am Schwarzmarkt verkauft wurden: Die Festspiele haben bereits vor dem Beginn des diesjährigen Festivals eine gerichtliche Verfügung gegen die Internetplattform Viagogo erwirkt, die ungültige Tickets angeboten habe. Darunter seien auch Karten für Veranstaltungen dabei gewesen, die gar nicht stattfinden. "Ich rate allen, nur auf der Homepage der Salzburger Festspiele Karten zu kaufen."
Dass heuer, im 100-Jahr-Jubiläum, Salzburger Festspiele trotz Corona stattfinden, sei kein "Versuchsballon", wie ein Medium konstatiert hatte, sondern "ein kalkuliertes Risiko", erklärte Crepaz. "Es ist ein Herantasten an eine Normalität, Schritt für Schritt, und entspricht genau der Politik in Österreich, die bezüglich Corona sehr erfolgreich war. Man soll den Tag aber nicht vor dem Abend loben. Wir haben noch 24 Tage vor uns. Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit. Schon alleine statistisch ist davon auszugehen, dass ein weiterer Coronafall auftritt. Das heißt aber nicht, dass das Präventionskonzept nicht funktioniert. Wichtig ist, schnell reagieren zu können, damit die betroffene Person sofort isoliert werden kann. Das ist uns im Fall der damals erkrankten Mitarbeiterin gelungen." Die über 1.000 Mitarbeiter der Festspiele sind in drei Präventionsgruppen eingeteilt, und bisher seien über 2.000 Tests inklusive Initialtests durchgeführt worden.
Die ganze Welt schaut auf Salzburg, das ist dem kaufmännischen Direktor bewusst. "Wir bekommen viele Anfragen von Kulturinstitutionen und helfen wo wir können. Wir wollen Eisbrecher für Kulturbetriebe sein und zeigen, dass Kunst und Kultur keine Risikobereiche sind, dass sie keine Kraft nehmen sondern Lebenskraft geben."