Gastgeber Bischof Hermann Glettler bezeichnete das Stück als "intensive, faszinierende Predigt". Und weil es nach wie vor so häufig gespielt werde, dachte er sich: "Warum nicht damit in die Kirche gehen?". Er mahnte jedoch gleichzeitig davor, den Dom als "Eventlocation" zu begreifen. Eine Kirche sei immer noch "ein sakraler Raum. Ein Freiraum für den Menschen, wo er nicht funktionieren muss, wo er einfach sein darf".
Die Übertragung der Generalprobe wurde im Dom stimmungsvoll inszeniert. Für die Vorstellung wurde der Kirchenraum in sanftes, blaues Licht getaucht - das Altarkreuz hinter der Leinwand war jedoch deutlich beleuchtet. Das dadurch geschaffene Ambiente in Zusammenspiel mit Jedermanns Ringen mit dem Tod erzeugte eine gelungene Atmosphäre.
Ob der "Jedermann" auch im nächsten Jahr wieder in den Dom St. Jakob einziehen wird, war noch unklar. Die Veranstalter, Karl Gostner und Karin Seiler von Innsbruck Tourismus, begreifen die Übertragung mehr als "geschlossenes Projekt zum 100-Jahr-Jubiläum" der Salzburger Festspiele und als Wiederbelebung der "Achse zwischen den beiden Kulturstädten", da es in den 1930er als auch in den 1950er-Jahren Bestrebungen gab, "dieses kulturelle Highlight auch in Innsbruck zu etablieren", hieß es.
Seit Sonntag ist der "Jedermann" in der Alpenmetropole zu sehen, drei Vorstellungen in dieser Besetzung folgen noch am Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Am Samstag wird der "Jedermann" aus dem Jahr 2004 gezeigt, mit Peter Simonischek in der Hauptrolle. Die Vorstellungen sind fast ausverkauft.