Guten Morgen!
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Manchmal ist es unumgänglich, sich zu korrigieren. Es geht um eine Morgenpost, die ein paar Monate zurückliegt. Forsch und keck richteten wir damals die Aufforderung an die Präsidentin der Salzburger Festspiele, das scheinbar Unausweichliche zu akzeptieren. Bayreuth und Bregenz hatten angesichts der Pandemie ihre Festivals bereits abgesagt, sie aber wollte nicht. Helga Rabl-Stadler hielt hartnäckig daran fest, die Frist bis zum Äußersten nutzen zuwollen und erst dann die Hoffnung  aufzugeben, wenn sie alles menschenmögliche zur Rettung des Festivals unternommen hatte. Uns schien das damals realitätsfremd, fast naiv. „Das wird wohl nichts“, stand in der Morgenpost.

Es wird doch. Heute geht der kühne Traum der „Wagemutigen“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Präsidentin im Titel ihres großen Portraits nennt, in Erfüllung. Zwar musste das Programm von Intendant Markus Hinterhäuser geschrumpft und die Zahl der Zuschauer drastisch reduziert werden, aber das Wichtigste konnte gerettet werden: das Festspiel als solches. Im hundertsten Jahr seit der Gründung klafft kein Loch im Kalender. Das ist nicht nur, aber allen voran Helga Rabl-Stadler zu danken.

Die Art der Durchführung wird das Publikum auf eine harte Probe stellen. Zum Einlass gibt’s sektorenweise Blockabfertigung. Pausen mit Defilee und Buffet verbietet der Corona-Schutz. Auch künstlerische Opfer sind zu beklagen: Mozarts „Cosi fan tutte“ musste um fünfzig Minuten gekürzt werden, damit der zwangsläufig pausenfreie Abend für Protagonisten wie Publikum zumutbar bleibt. So werden die Jubiläums-Festspiele zum Lackmustest: Wer jetzt kommt, kommt wirklich nur der Kunst wegen.

Unser Kollege Christian Weniger fuhr der Präsidentin wegen nach Salzburg. Gemeinsam mit ihr streifte er durch die barocke Altstadt und fragte sie, wie sie diesen ungewöhnlichen Festspielsommer ertrotzt, erkämpft, ermöglicht hat. „Corona ist eine Gemeinheit“, sagt sie unverblümt und widerspricht vehement dem Gerede von den Vorzügen der Pandemie. Die Krisenausgabe zum Jubiläum nennt Helga Rabl-Stadler schlicht: „Festspiele der Hoffnung“. Wir freuen uns mit ihr und ziehen unser vorschnelles Urteil mit dem Ausdruck aufrichtigen Bedauerns zurück.

­Thomas Götz