Ein Portalrahmen im Mirabellgarten in Salzburg erinnert an den Entwurf eines von Clemens Holzmeister geplanten, aber nie gebauten Festspielhauses am Rosenhügel aus den Jahren 1950/51. Die Künstlerin Isa Rosenberger markierte mit dem Rahmen die Umrisse der drei Portale der Hinterbühne, die bei einer Öffnung einen Blick des Publikums auf den Garten und die Festung als Freilichtbühne gewährt hätten.
Die am Freitag präsentierte künstlerische Intervention ist Teil des Projekts zum 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele "Der Traum von einem Feentempel" über nie realisierte Festspielhäuser in Salzburg. Rosenberger fertigte einen dreiteiligen, goldlackierten Rahmen aus Stahl an. Er ist 7,5 Meter hoch und 19,5 Meter breit und wegen seiner Größe von Passanten nicht zu übersehen. Ihr Blick auf den Mirabellgarten und die Festung Hohensalzburg wird "gerahmt", und diesen Blick durch die Hinterbühne wollte Architekt Holzmeister auch den Zusehern ermöglichen.
"Wünscht man einen fast unmessbar großen Bühnenraum, so öffnet man die drei Portale der Hinterbühne und betritt eine Theaterfläche - wie sie nur die Medici in den Boboligärten zu Florenz besessen haben", schrieb damals der Theaterwissenschafter und Schriftsteller Joseph Gregor über Holzmeisters "Musik-Olympiaden-Projekt".
Das Festspielhaus sollte auf einer Gesamtlänge von rund 110 Metern von der Auerspergstraße bis zum Rosenhügel reichen. Der Architekt wollte Bühne und Zuschauerraum als Einheit darstellen und die Grenze zwischen Natur und Architektur überwinden. Reinhardts Gründungs-Idee der Festspiele "Die Stadt als Bühne" wäre damit verwirklicht worden. Der Rosenhügel hätte für den monumentalen Bau allerdings abgetragen werden müssen.
Das Gebäude wäre 9,5 Meter hoch geworden, diese Höhe erreicht auch der Portalrahmen von Rosenberger, wenn man die zwei Meter Höhe des nicht abgetragenen Hügels dazurechnet. Der Rahmen sei als eine Einladung der Besucher zur Selbstinszenierung gedacht, erklärte Rosenberger. Die Position sei so gewählt, dass das klassische Mythosbild von Salzburg "geframed" werde. Die Künstlerin erhofft sich dadurch auch verschiedene Sichtweisen auf die Stadt.
Der Portalrahmen ist auch mit einem rund fünf Minuten langen Hörspiel kombiniert, das als Audiodatei auf der Homepage der Salzburger Festspiele www.salzburgerfestspiele.at ab Montag abgerufen werden kann. Das Hörspiel beginnt mit der von Holzmeister als "tragikomisch" bezeichneten Grundsteinlegung für das Festspielhaus im Mirabellgarten. Im weiteren Verlauf "sprechen" die drei Portale in einem fiktiven Dialog über unterschiedliche Blickrichtungen und Perspektiven in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Festspiele und der "Raumbühne" Stadt. Der Text des Hörspiels basiert auf Originalzitaten von Clemens Holzmeister und auf Interviews mit Experten der Architekturgeschichte und (Zeit-)Geschichte der Stadt sowie der Festspiele.
Das Projekt auf dem Rosenhügel schaffte es im August 1950 im Beisein zahlreicher Prominenz sogar zur Grundsteinlegung. Dann wurden weitere Studien dazu in Auftrag gegeben. Doch als 1953 in diesem Bereich wirklich Baumaschinen auffuhren, war dies zum Bau eines Kongresshauses und eines Hallenbades, womit das Projekt endgültig gestorben war. Holzmeister gab auch nach dem Scheitern dieser Idee nicht auf. Ab 1952 entwickelte er ein Festspielhaus unter Einbeziehung der ehemaligen Hofstallungen: das Große Festspielhaus, dessen Bau 1956 begonnen und das 1960 eröffnet wurde.