Immer wieder waren die Salzburger Festspiele Anziehungspunkt für illustre Gäste. Österreichische Regierungen und Bundespräsidenten laden ihre Amtskollegen gerne zu Gesprächen plus Kulturgenuss ein. Dazu kommen Promis aus Wirtschaft und Kultur. Die Premieren-Auffahrten in der Hofstallgasse sind für Adabei und Fotografen jedes Jahr attraktiv. Ein kursorischer Überblick über die vergangenen Jahre.
1984: UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar
Der im Vorjahr im Alter von 100 Jahren verstorbene peruanische UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar sorgte 1984 für Aufsehen, als er lieber die Salzburger Festspiele besuchte, als die gleichzeitig stattfindende UNO-Weltbevölkerungskonferenz in Mexiko-Stadt zu eröffnen. Weltweite Schlagzeilen waren ihm dafür sicher. Globales Aufsehen hatte schon der Salzburg-Besuch des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow im Juli 1960 erregt. Ganze neun Tage reiste der Spitzenpolitiker mitten im Kalten Krieg durch Europa und ließ sich u. a. das neue Festspielhaus zeigen. "Dieses Theater hat mir so gut gefallen, dass ich sowjetische Baufachleute herschicken werde, damit sie es studieren", soll er gesagt haben. Die Festspiele waren allerdings weder damals im Gange, noch im Jahr 1975, als US-Präsident Gerald Ford Anfang Juni mit dem ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat zusammentraf. Das Foto von Fords Gangway-Ausrutscher im Salzburger Schnürlregen beim Verlassen des Flugzeugs ging um die Welt.
1990: Richard Weizsäcker und Vaclav Havel
Der Festspiel-Besuch des deutschen Bundespräsidenten Richard Weizsäcker und seines tschechoslowakischen Amtskollegen Vaclav Havel im Jahr 1990 war nichts anderes als Hohe Politik. Der Autor und Dissident Havel, der ein halbes Jahr zuvor zum Staatsoberhaupt gewählt worden ist, hielt zum 70-Jahr-Jubiläum der Festspiele die Festrede und bat seinen deutschen Amtskollegen, ihn zu begleiten. Im Rahmen der Eröffnung trafen sie - ganz "privat" und ohne protokollarisches Beiwerk - den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim, der nach seiner Wahl 1986 wegen seiner umstrittenen Nazi-Vergangenheit von westlichen Politikern (mit Ausnahme des zypriotischen Präsidenten George Vassiliou) gemieden worden war. Die internationale Isolierung wurde brüchig, Waldheim bekam sein Foto und seine Schlagzeilen. Im Foyer der Felsenreitschule protestierten Aktivisten und wurden verhaftet.
1992: Dalai Lama
Zur Eröffnung der ersten Festspiele unter Intendant Gerard Mortier konnte ein prominenter Festredner gewonnen werden: Der 14. Dalai Lama sprach über "Menschliches Mitgefühl und universelle Verantwortung: Eine Grundlage des Glücks und des Friedens". Bundespräsident Thomas Klestil erinnerte in seiner Rede überraschend deutlich an die chinesische Besetzung und Unterdrückung Tibets und an ein Volk, "dessen Schicksal wir nicht vergessen dürfen". Das spirituelle Oberhaupt der Tibeter und Friedensnobelpreisträger kam 1998 und 2012 zwei weitere Male an die Salzach - allerdings nicht zu Festspielzeiten.
Ab 1993: Mitteleuropa-Treffen mit Klestil
Waldheims Nachfolger Thomas Klestil begründete mit einer Neuauflage der Einladung von Weizsäcker und Havel - erweitert um Ungarns Staatsoberhaupt Arpad Göncz - bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele eine Tradition jährlicher Treffen mitteleuropäischer Präsidenten in Salzburg, die über viele Jahre weitergeführt wurde. Zu dem letzten Treffen dieser Art in Klestils Amtszeit kamen 2003 Staatschefs aus 16 Ländern.
1994: Königin Beatrix
Die niederländische Königin Beatrix machte 1994 Salzburg zum Teil einer dreitägigen offiziellen Österreich-Besuchs. Nachdem in Wien bei den Gesprächen mit Bundeskanzler Franz Vranitzky und Bundespräsident Thomas Klestil der für nächstes Jahr geplante EU-Beitritt Österreichs hoch oben auf der Themenliste stand, widmete sich die Königin in Begleitung von Prinzgemahl Claus anderntags der Mozart-Oper "Don Giovanni" und rundete das Programm mit einem Stadtbesichtigung ab.
1995: Salman Rushdie
Der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie, 1994 mit zwei Jahren Verspätung mit dem "Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur 1992" ausgezeichnet, war 1995 Überraschungsgast bei den Salzburger Festspielen. Rushdie, der 1989 wegen seines Romans "Satanische Verse" vom Iran zum Tode verurteilt wurde und seitdem im Untergrund lebt, kam auf Einladung von Minister Rudolf Scholten nach Österreich. Rushdie und Scholten besuchten die Alban-Berg-Oper "Lulu" im Kleinen Festspielhaus. Rushdie nahm auch an der Geburtstagsparty des Malers Christian Ludwig Attersee teil.
2002: König Carl Gustaf und Königin Silvia
Das schwedische Königspaar Carl XVI. Gustaf und Silvia zählt zu den treuesten royalen Festspielbesuchern, steigen meist in Schloss Fuschl ab und lieben die österreichische Küche im "Hirschen" und "Sacher". 2002 spazierten sie locker durch die Altstadt und genossen dabei das Bad in der Menge. 2016 kamen sie für "Manon Lescault" mit Anna Netrebko und Yusif Eyvazov zu den Festspielen, 2019 besuchte Silvia die "Orphée aux enfers"-Premiere.
2003: Prinz Charles
Einen privaten Festspiel-Kurzbesuch absolvierte Prinz Charles 2003. Der britische Thronfolger kam - mit extrem kleiner Entourage - auf Einladung des Kulturmäzens Donald Kahn in die Mozartstadt, nahm an einem Gala-Diner für Sponsoren der Festspiele in der Salzburger Residenz teil, besuchte eine Aufführung des Requiems von Hector Berlioz im Großen Festspielhaus sowie die Premiere der Mozart-Oper "Entführung aus dem Serail".
2011: Jacqueline Bisset
Montblanc, Sponsor des "Young Directors Project" der Salzburger Festspiele, sorgte immer wieder für Glanz und Glamour auf den Einladungslisten. 2011 zog etwa die 66-jährige britische Schauspielerin Jacqueline Bisset anlässlich der Wiederaufnahme von "Don Giovanni" alle Augen auf sich und hätte die Fotografen und Adabeis vor der Nachmittags-Vorstellung beinahe auch mit ihrer Kleiderauswahl begeistert: "Ich wollte nicht schon nachmittags ein langes Abendkleid anziehen, deshalb habe ich ein Dirndl probiert. Aber leider musste ich feststellen, dass mir so was nicht passt." Das durfte nicht noch einmal passieren: Im nächsten Jahr bekam "Desperate Housewife" Teri Hatcher ein Edeldirndl von Anna Tostmann geschenkt. Auf dem Kulturprogramm stand u. a. ein Besuch der "La Bohème"-Premiere. 2013 beehrte dann Ex-Bond-Girl Jane Seymour die Festspiele. Fast als Einheimische darf sich hingegen Bianca Jagger fühlen, die in Begleitung von Galerist Thaddaeus Ropac seit vielen Jahren zum Stammbesetzung der Premierengäste zählt.
2018: Theresa May
Zwar sorgte schon 2017 der französische Präsident Emmanuel Macron mit seine Frau Brigitte für Trauben an Schaulustigen, als er mit Bundeskanzler Christian Kern und dessen Gattin ein Klavierkonzert mit Martha Argerich und Daniel Barenboim besuchte, doch zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2018 erschienen so viele ausländische Politiker wie schon lange nicht mehr. Der Grund dafür: der österreichische EU-Vorsitz. Kanzler Sebastian Kurz hatte seine britische Amtskollegin Theresa May eingeladen. Im Mittelpunkt der politischen Gespräche vor der Premiere der "Zauberflöte" stand natürlich der geplante Brexit. Auch der estnische Ministerpräsident Jüri Ratas, der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis und der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa wurden in Salzburg begrüßt. Nicht fehlen durfte auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, deren Festspielbesuche schon seit Jahren Tradition haben. Dem geplanten politischen Highlight des Jubiläums-Sommers machte dann Corona einen Strich durch die Rechnung. Der eingeladene russische Präsident Wladimir Putin kommt nicht. Jedenfalls nicht 2020.