Im Jahr 1917 – noch im Ersten Weltkrieg - hat Max Reinhardt für den Fall der Gründung der Festspiele nicht nur positive künstlerische, sondern auch ökonomische Auswirkungen versprochen, in einer Höhe, die "sich ziffernmäßig kaum abschätzen lässt". Mehr als 100 Jahre später schafft das Festival tatsächlich Jahr für Jahr beträchtliche Effekte für die Wirtschaft – in der Region und darüber hinaus.
Wenn es um die ökonomische Bedeutung des Musik- und Theaterfestivals geht, mangelt es den Festspielen nicht an Selbstbewusstsein: "Man kann ohne Übertreibung behaupten: Ohne die Festspiele wäre Salzburg eine wunderschöne Kleinstadt mit großen wirtschaftlichen Problemen", hieß es in einem Statement gegenüber der APA. Das kann man, muss man aber nicht unbedingt hinterfragen, wenn man die Ergebnisse einer Studie heranzieht.
Zuletzt wurde 2016 der Versuch unternommen, den volkswirtschaftlichen Stellenwert des Festivals in Zahlen zu fassen. Der Analyse der Wirtschaftskammer Salzburg zufolge schaffen die Festspiele österreichweit eine Wertschöpfung von 215 Mio. Euro pro Jahr, davon entfallen allein 183 Mio. Euro auf Salzburg. Zahlen, die man mittlerweile zumindest an die Inflation anpassen müsste. Zugleich sicherte das Festival laut Untersuchung österreichweit 3.400 Arbeitsplätze, 2.800 davon in Salzburg – die künstlerisch Mitwirkenden nicht mitgerechnet. Für die öffentliche Hand erbrachten die Festspiele direkt oder indirekt Einnahmen aus Steuern und Abgaben in der Höhe von 77 Mio. Euro.
Für das Jubiläumsjahr heuer sei eigentlich eine neue Studie geplant gewesen, hieß es vonseiten der Wirtschaftskammer zur APA. Eine Untersuchung zu den nun verkleinert geplanten Festspielen hätte aber nicht die gewünschte Aussagekraft gehabt. "Wir wollen ja keine wirtschaftshistorische Betrachtung liefern, sondern die Effekte möglichst gehaltvoll aufzeigen", sagte Helmut Eymannsberger, einer der Autoren der 2016er Studie.
Für die Analyse – mit der sich auch die Subvention des Festivals durch die öffentliche Hand vortrefflich argumentieren lässt - wurden nicht nur Umsatzeffekte addiert. Untersucht wurde auch die Strahlkraft der Festspiele in andere Branchen hinein, weit über Handel und Hotellerie hinaus. Neben Auswirkungen etwa auf das Taxigewerbe, Handwerksbetriebe, Cateringunternehmen, Eventspezialisten oder den Flughafen Salzburg wurde etwa auch die Nachfrage nach Top-Gastronomie miteinbezogen. Die hohe Dichte an Sternen- und Haubenrestaurants in und rund um die Stadt Salzburg gilt auch dem kapitalkräftigen Publikum des Festivals geschuldet.
Von Image und Markeneffekt der Festspiele profitierten zudem die Tourismuswerbung und das Kongress- und Messewesen. "Dass Salzburg Standort von Top-Tourismusschulen ist, ist auch Ergebnis des Kulturtourismus, den die Festspiele auslösen", hielten die Studienautoren fest. Auch die Universität Mozarteum sein nur in Verbindung mit den Festspielen in ihrer heutigen Form denkbar.
Ohne Festspiele dürften auch viele Akteure in der freien Kulturszene in Salzburg ärmer dastehen – im wahrsten Sinne des Wortes. "Für viele Künstlerinnen und Künstler, aber auch für Techniker, Bühnenbildner und andere Leute im produzierenden Bereich ist die Arbeit für die Festspiele im Sommer eine wichtige Einnahmequelle. Das macht für viele eine bedeutende Position im Jahreseinkommen aus", sagte Thomas Randisek, Geschäftsführer beim Dachverband der Salzburger Kulturstätten, zur APA.
Bestandteil der Untersuchung war 2016 auch eine große Gästebefragung, an der 3.067 Festspielbesucher teilnahmen. Pro Tag gab demnach jeder Gast 319 Euro aus, Übernachtung und Verpflegung schlugen sich mit 191 Euro zu Buche. Hinzu kamen noch die Festspielkarten, die jedem Besucher rund 550 Euro kosteten. 95 Prozent der Befragten gaben an, nur wegen der Festspiele nach Salzburg zu kommen. Ihre Aufenthaltsdauer in der Stadt lag im Schnitt bei sechs Tagen – deutlich mehr als der Jahresschnitt aller Salzburgbesucher von 1,7 Tagen. Vier von fünf Befragten waren zudem Stammgäste, die mindestens sechs Mal bei den Festspielen waren. Und fast die Hälfte war bereits öfter als zwanzig Mal da.