Zwei Tage und Nächte lang beriet das Team sich am Telefon über die Kürzungen. Das Ergebnis dieser Nachtschichten legte Regisseur Loy bei einem Terrassentalk der Salzburger Festspiele wortwörtlich auf den Tisch. Eine Partitur, die durch viele Klammern unterteilt wurde. Sprünge, wie Mallwitz sie nennt, von denen die beiden zwar viele, aber dafür kleine machten und die teilweise auch schon in Mozarts Notizen so zu finden seien. "Mozart hätte es geschafft, eine Fassung für 2020 zu finden. Er hat damals auch auf ein individuelles Ensemble komponiert, für das auch er immer wieder Änderungen vornehmen musste", so die Dirigentin, die nicht nur mit ihrer gekürzten Fassung, sondern auch als erste Frau in die Festspielgeschichte eingehen wird, die mit einer gesamten Aufführungsserie betraut wurde.
Interessanter Weise findet sich auch ein bisschen Festspielgeschichte in der gekürzten Fassung. Bei seinen Recherchen stieß Loy auf Fassungen von Karl Böhm aus den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die in Dauer und Umfang der heurigen sehr nahe kommen. Auch, dass er nun im Großen Festspielhaus inszenieren müsse, störe ihn nicht im Geringsten. "Ich habe nun einmal eine sehr choreografische Herangehensweise an meine Inszenierungen und die brauchen Abstand. Abgesehen davon fühlte ich mich den Darstellern räumlich noch nie so nah wie jetzt", erzählte der Regisseur begeistert.
Mit Mozarts "Così fan tutte" verbinden sowohl Dirigentin als auch Regisseur sehr viel. Wie der Zufall es will, schrieb Mozart genau in Joana Mallwitz' Alter das Werk. Er begleitet sie allerdings schon viel länger. Seit ihrem 19. Lebensjahr habe sie mindestens eine Mozartoper im Jahr dirigiert. Dennoch fände sie immer wieder neue Aspekte in der Partitur.
Auch Christof Loy begleitet die "Così" schon, seit er zwölf Jahre alt ist. Damals in Salzburg als Gast bei den Festspielen, habe er keine Karte mehr für eine Aufführung mit Karl Böhm am Pult bekommen. Jetzt über 40 Jahre später selbst zu inszenieren, beeindrucke ihn tief. Ansonsten beschäftigt Loy das Thema Zeit allerdings nur wenig. "Das Stück ist zeitlos und mir liegt die emotionale Identifikation des Publikums mit den Figuren viel mehr am Herzen. Das Stück spielt in der Christof-Loy-Zeit", so der Regisseur.
Noch knapp zwei Wochen bleiben Mallwitz und Loy bis zur Premiere, der zweiten und gleichzeitig letzten szenischen Oper im Jubiläumsjahr der Salzburger Festspiele. Für Mallwitz ist es ihr Debüt beim Festival. Doch das ist nur einer von vielen Gründen, warum diese Produktion vermutlich immer eine besondere Sprosse auf ihrer Karriereleiter sein wird.