Bittend und bettelnd hat Georges seiner Frau Anne die Schnabeltasse zwischen die Lippen geschoben, immer und immer wieder: Wenn sie nicht trinkt, wird sie verdursten. Als es ihm endlich gelungen ist, ihr ein paar Schlucke einzuflößen, spuckt sie die Flüssigkeit in hohem Bogen wieder aus. Und er, der die von zwei Schlaganfällen bettlägerig Gewordene bis dahin aufopferungsvoll gepflegt und umsorgt hat, schlägt ihr hart ins Gesicht. Es ist ein schockierender Moment in Michael Hanekes Altersdrama "Amour" und er ist in Karin Henkels Bühnenadaption des Films nicht weniger bestürzend. Der Augenblick, in dem verzweifelte Liebe in Gewalt umschlägt: Was wird ihm folgen?
Ute Baumhackl