"Es war eine Saison, die wir so nicht erwartet haben" – Next-Liberty-Intendant Michael Schilhan hat Grund, sich zu freuen. 90 Prozent Auslastung mit 70.000 Besucherinnen und Besuchern verzeichnet das Grazer Kinder- und Jugendtheater in dieser Spielzeit, entsprechend ambitioniert wagt man sich an die Vorhaben für die Saison 2023/24: Sechs von sieben geplanten Produktionen sind Uraufführungen.
Das schließt mit etwas gutem Willen bereits für die Eröffnungspremiere am 30. September mit ein: Das Musical "Tiere im Theater" von Gertrud Pigor und Jan-Willem Fritsch bekommt eine eigene Grazer Fassung – inklusive eines grantigen Schöckl-Marders, der in der tierischen Schaltzentrale unter der Next-Liberty-Bühne für Unruhe sorgen wird. Intendant Michael Schilhan inszeniert die Produktion – sowie kurz darauf auch August Schmölzers Kinderstück um die Meeresretterin "Tusnelda Nieselbrimm" (Premiere am 4. November). Bei der Kooperation mit dem Skating Amadeus Chor gehe es ihm auch darum, "Mädchenfiguren zu zeigen, die engagiert ihre Sache vertreten", sagt Schilhan.
Dauerbrenner "Faust"
Nach den beiden Produktionen für Volksschulkinder wendet sich das Stück "Der Koffer der Adele Kurzweil" mit einem ernsten Thema ans Jugendpublikum: Esther Muschols 2020 erstmals gezeigte, nun adaptierte Inszenierung geht der authentischen Fluchtgeschichte einer Grazer Familie vor nationalsozialistischen Verfolgung nach – bis an ihr erschütterndes Ende in Auschwitz (ab 18. November). Ebenso an die Altersgruppe ab 14 wendet sich Sergej Gössners Drama "Shoot 'n' Shout" um die Grenzen eines gewaltfreien Miteinanders. Das Next Liberty arbeitet dafür mit dem Grazer Theater Follow the Rabbit, dem Staatstheater Wiesbaden und dem Apollo-Theater Siegen zusammen.
Ab Jänner folgen Romanadaptionen zweier Kinderbuchköniginnen: "Lumpenloretta" von Christine Nöstlinger und "Mio, mein Mio" von Astrid Lindgren. Ins Premierenfinale geht es dann mit Verena Richters "Der König, der alles hatte", 2021 für den Retzhofer Dramapreis nominiert. Etliche Wiederaufnahmen wird es auch geben, darunter Dauerbrenner "Faust" in der Version von Nikolaus Habjan (bisher 86 Vorstellungen, 21.000 Besuche), "Pippi Langstrumpf" und "Das Neinhorn".
Nebst zahlreichen Kooperationen, etwa mit dem Musikverein und La Strada, spielt im Haus das theaterpädagogische Programm eine wesentliche Rolle: mit interaktiven Audiowalks, Schultheatertagen, Workshops, Spiel- und Schauclub, Busservice für Gästegruppen von außerhalb. Das gesamte Programm ist ab heute auf der neuen Homepage zu finden. www.nextliberty.at
Ute Baumhackl