Der Erinnerung entkommt man nicht. Auch dann nicht, wenn die Verdrängung in bester Absicht erfolgt – etwa, weil man seine Kinder schützen will. Die Erfahrung macht in Tena Štivičićs Drama „Drei Winter“ Generation um traumatisierte Generation. Burg-Chef Martin Kušej hat das 2014 am Londoner National Theatre uraufgeführte Stück der kroatischen Autorin ans Burgtheater geholt. Das erweist sich in seiner knapp dreieinhalbstündigen Inszenierung als warmherziges, geist- und spannungsreiches Generationendrama: Am Beispiel der Zagreber Familie Kralj, in deren Schicksal sich Entstehung und Zerfall der jugoslawischen Republik abbildet, wird hier europäische Geschichte vom Südosten her erzählt – aus einer in Österreich nicht eben überstrapazierten Perspektive also.
Ute Baumhackl