Wie sie denn damals den Prager Frühling erlebt habe?, fragt der junge Russe seine Mutter im Skype-Chat. Ihr fällt dazu nicht viel ein, der Vater sekundiert: 1968? Die Sowjetarmee habe damals dem tschechoslowakischen Brudervolk gegen aggressive Umstürzler geholfen, erinnert er sich: „Das hat man uns erzählt. Warum hätten wir es nicht glauben sollen?“ Dass der Sohn die Emigration mit Frau und Kind ankündigt („Solange wir im Land bleiben, führt Russland auch in unserem Namen Krieg“) bestürzt die ältere Generation: Wir sind nur dazu gut, für euch die Schuldigen zu spielen, lautet der Vorwurf der Mutter.