Was als unterhaltsames und fantasievolles Straßenkunstfestival begann, hat in einem Vierteljahrhundert enorm an Tiefe und Breite gewonnen. Wie breit La Strada aktuell tatsächlich aufgestellt ist, zeigt schon allein sein etwas barock-pompöser Untertitel: "Internationales Festival für Straßenkunst, Figurentheater, Neuen Zirkus und Community Art". Vom 29. Juli bis 6. August führt man all diese Dinge wieder – bravourös – zusammen.

Ganz charakteristisch für La Strada ist seit jeher das Spielerische. Diesem gibt man in verschiedenster Ausprägung viel Raum: einmal humoristisch, einmal spektakulär, einmal leise-nachdenklich, oft alles auch durcheinander. Und natürlich gehört auch die Musik zu diesem durchwegs spielerischen Festival dazu. Zur Eröffnung kreiert einer der großen österreichischen Grenzgänger zwischen Jazz und Klassik eine "assoziative Hommage an Federico Fellini und Nino Rota", wie der Schöpfer des Abends, Christian Muthspiel, sagt. Monatelang hat er sich in das Werk des italienischen Regisseurs vertieft, kennt die Filme heute "auswendig". Nino Rota war der Komponist, dem Fellini über Jahrzehnte vertraute und auf deren so speziellen Sound er seine Erzählungen stützte. "La Strada" war ihre populärste Zusammenarbeit zwischen Fellini und Rota, die einem halben Jahrhundert später einem Festival in Graz seinen Namen verlieh. "La Melodia della Strada" heißt das Projekt, das Muthspiel für sein Orjazztra Vienna geschrieben hat und dank Regisseur Thomas Sobotka zu einem "Theaterkonzert" in der Grazer Oper wird. Dreimal wird "La Melodia della Strada" aufgeführt, nach der dritten Aufführung am 31. Juli geht die 25-Jahr-Feier vor der Oper weiter: Auf Vorplatz und Kaiser-Josef-Platz gibt es fünf Stunden Programm.

Die regionale Verankerung von La Strada dokumentiert das Projekt "Platzkonzert" unter der Leitung des Percussionisten Günter Meinhart. Dessen musikalische Anfänge liegen bei der Kleinen Trommel der Blaskapelle im oststeirischen Waldbach. Am 31. Juli kehrt Meinhart mit einer Komposition für 40 Musikerinnen und Musiker zu diesen Anfängen zurück. Geschrieben hat das Stück Sohn Raphael gemeinsam mit Christian Tschuggnall. Am 30. Juli wird es überdies beim Brauhaus Puntigam, am 2. August in Weiz aufgeführt.

Tanz kehrt zurück

Bis 6. August dauert der Veranstaltungsreigen (24 Produktionen bietet man insgesamt), zu dem natürlich zahlreiche Gastkünstler und Truppen aus Europa anreisen, das Ensemble Fanfare Jo Bithume, Gäste beim ersten La Strada, haben sogar eine Reunion vollzogen, um zum Geburtstag dreimal aufspielen zu können. Getanzt wird nach der Coronapause übrigens auch: Die Kaiserfeldgasse ist für die Dauer des Festivals wieder allabendlich Tanzboden, bespielt und kuratiert von Christian Bakanic und Eddie Luis.

Dass das Festival nicht nur internationale Kunst in die Steiermark bringt (neben Graz und Waldbach sind Weiz, Leibnitz und Stainz Festivalorte), sondern den Ort des Geschehens als Ressource nutzt, zeigt nicht nur das mehrjährige Projekt zum Dachstein. "Signal vom Dachstein" heißt die diesjährige Installation im Grazer Joanneumsviertel, zu dem Marie-Theres Härtel, Christoph Huber, Katharina Pfennich, Christoph Szalay und Stefanie Weberhofer ihre künstlerischen Recherchen zur Region in der Obersteiermark präsentieren. Im Rahmen des EU-Projektes "In situ" forschen außerdem derzeit mehrere Künstler im urbanen Raum Graz, die fünf dabei entstehenden Projekte sind Teil von La Strada 2023.

Und nicht zuletzt gibt es neben den erwähnten großen Eigenproduktionen und den vielen Gastspielen auch Koproduktionen mit der Grazer Szene: etwa die "Elektro-Oper" "Fear the Women in the Dark!" vom Theater Follow the Rabbit oder einer "Fantastischen Reise" mit dem Theater Feuerblau.

Alle Infos unter: www.lastrada.at