Am Bau von Ikea-Kästen sollen schon Beziehungen buchstäblich zusammengebrochen sein. Daran erinnert Teil eins „Maison Mère“ der „Trilogie des Contes Immoraux“ der französischen Jongleurin und Performerin Phia Ménard. Dieser war schon 2019 bei den Festwochen zu erleben: Darin umkreist eine Punk-Heimwerkerin in Leder-Corsage und Nietenhalsband eine mit Kartonteilen ausgelegte Bühne, um diese nach und nach heldinnenhaft aufzuspießen und mit Klebeband samt Abriss-Sound zu einem Haus zusammenzuzimmern. Steht dieses, schneidet sie mit einer Motorsäge Löcher in die Wände. Fertig ist der griechische Parthenon aus Pappe. Ein Stück DIY-Demokratie. Die Katastrophe folgt: Ein Schnürlregen flutet die Bühne. Der Karton wird weich, knickt ein, fällt in sich zusammen. Sich etwas bauen, auf etwas bauen, einstürzende Systeme – die Assoziationskette in Krisenzeiten ist mannigfaltig

Publikumsflucht

Es folgen bildgewaltige Szenen vor feinsten Licht- und Schattenspielen, isländischem Gesang und dem Auftritt einer Bauherrin in weißem Anzug, tiefem Dekolleté und extraordinären Plateau-Absätzen. Sie dirigiert – entsprechend der Maxime größer, schneller, höher – vier fleißige Helferlein zu einem Turmbau zu Babel. In “Temple Père“ errichten sie einen dreigeschoßigen Phallus-Bau.

Und obwohl die Performance in ihrer Konsequenz, Akribie und Haltung ein hierzulande seltenes Ereignis ist, wohnt nicht mehr das gesamte Publikum dem Finale bei, das einige Fadesse mit sich bringt. Viele traten vor „La Rencontre Interdite“ die Flucht an. Sie verpassten schwarze Farbe, die von der nackten Performerin auf den Plastikvorhang gesprüht wurden. Der Turm blieb stehen. Wie die Wolkenkratzer in den Metropolen.