Hrst war 26 Jahre lang Herz und Seele der Salzburger Festspiele, des wirkmächtigsten Klassikfestivals der Welt, und alles, was die so passionierte wie schlagfertige Präsidentin des Festivals anpackte, hatte Hand und Fuß.
Jetzt geht Hrst.
Manche munkeln ja schon (oder wünschen es sich insgeheim): Es sei vielsagend, dass vier Monate vor ihrem Abgang noch immer keine Nachfolge publik sei – womöglich ein untrügerisches Zeichen dafür, dass Hrst wohl noch einmal zur Verlängerung ihres Präsidialamts überredet worden sei. Aber Hrst selbst hat sich schon lang vor diesen absehbaren Spekulationen aus dem Rennen genommen: Alles andere, als am Ende dieses Jahres abzutreten, wie schon lange geplant, wäre „peinlich“, wie sie betont.
Blickt man in den Kaffeesud, sind potenzielle Nachfolgerinnen oder Nachfolger von Hrst rasch genannt: Oft ins Treffen geführt wird Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (65), aber der will offenbar lieber doch noch eine Runde auf dem politischen Karussell drehen. Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf (60) dürfte wohl eher nur Außenseiterinnenchancen haben. Wirtschaftsanwalt Johannes Honsig-Erlenburg (58), unter anderem seit 2006 Präsident der Stiftung Mozarteum, ist zwar kompetent, aber laut Insidern nicht rasend beliebt in Salzburg. Und ein doch überraschender Name ist auch gefallen, von einem, der ab 2022 zur Verfügung stünde: Alexander Wrabetz (61), noch bis Dezember ORF-Generaldirektor.
Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ nennt in einem schönen Porträt von Hrst mit dem Titel „Die mit dem Löwenherz“ zudem drei Lokalmatadorinnen als mögliche Kandidatinnen: nämlich Europaministerin Karoline Edtstadler (40), Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager (55) und Elisabeth Resmann (47), die das DomQuartier leitet - den Museumskomplex mit sakralen und weltlichen Kunstsammlungen rund um den Salzburger Dom und den Domplatz. Außerdem angeführt: Sarah Wedl-Wilson (52), die Rektorin der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
Alles Frauen also. Aber ob Mann oder Frau: Wenn es Hrst, wie Helga Rabl-Stadler (73) ihre SMS-Nachrichten immer unterzeichnet, nicht gäbe, man müsste sie glatt erfinden. Es braucht für Salzburg also nicht bloß eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten, sondern tatsächlich eine Erfindung – eine mit Herz und Löwenherz und Seele, mit Hand und Fuß. Könnte eng werden. Nicht nur zeitlich.
Michael Tschida