Er ist ein reuloser, treuloser Schurke, dieser Don Giovanni. Seinen Diener Leporello wird er höhnisch belehren, warum er schon 2065 Frauen hatte: „Wer nur einer treu ist, begeht ein Unrecht an allen andern...“.
Wer sich näher mit dem erotischen Freibeuter Don Juan aus einem spanischen Sagenstoff beschäftigen will, hat zig Möglichkeiten. Literaten von E. T. A. Hoffmann bis Peter Handke ließen sich von ihm zu Erzählungen inspirieren. Molière oder Max Frisch brachten den Frauensammler auf die Bühne. Johnny Depp brüstet sich im Filmdrama „Don Juan DeMarco“ (1995), auf einem weiblichen Körper spielen zu können wie auf einer Stradivari. Und im Don-Juan-Archiv im 8. Wiener Bezirk ist alles gesammelt, was an dem ewigen Verführer fasziniert.
Nur eine einzige Möglichkeit, die Oper aller Opern zu sehen wie noch nie, hat man am 7. August. Denn Mozarts „Don Giovanni“, inszeniert von Romeo Castellucci und dirigiert von Teodor Currentzis, wird bei den Salzburger Festspielen nur noch drei Mal gespielt und ist ausverkauft. Aber die Produktion wird am Samstag ab 22.05 Uhr in ORF 2 live-zeitversetzt übertragen. Sie ist alles: faszinierend, überwältigend, verrückt, herausfordernd, surreal, rätselhaft, überfrachtet, klangsatt, umstritten, aber in jedem Fall das, was Oper immer behauptet zu sein: ein Gesamtkunstwerk. Schauen Sie sich das unbedingt an!
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Michael Tschida