Burli, du bist ja großartig!“. Dieses so prägnante wie joviale Kurzurteil fällte seinerzeit kein Künstleragent oder Opernintendant, sondern der gerade zehn Jahre ältere Otto Schenk. Aber er hatte Recht. Denn Heinz Zednik war schon als junger Sänger ein Großer und sollte noch viel größer werden. Jedenfalls wuchs der begnadete Ausnahmetenor im Laufe seiner Karriere zu einem der prägenden Gesichter der Opernwelt.
Dabei war Zednik diese lebenslange Bindung an die Musik gar nicht in die Wiege gelegt, kam er 1940 in Wien doch als einziges Kind eines Hutmachers mit böhmischen Wurzeln und dessen Frau zur Welt und trat später auch in den elterlichen Betrieb ein. Parallel dazu absolvierte er allerdings seine Gesangsausbildung am Konservatorium der Stadt Wien und debütierte 1964 in der „VW-Stadt“, wie Graz damals im Künstlerjargon hieß, wo man hauptsächlich Verdi und Wagner spielte. Seine erste Rolle war der Maultiertreiber Trabuco in Verdis „Macht des Schicksals“.
Bereits ein Jahr später wechselte er an die Wiener Staatsoper, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 als Ensemblemitglied mehr als 100 Partien an fast 2000 Abenden sang, was ihm auch die Türen für weitere große Häuser weltweit öffnete – von der Mailänder Scala über die Operá national de Paris bis zur New Yorker Met. Ein Karrierekatapult war sein Engagement bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth, wo er zwischen 1970 und 1980 Stammgast war und 1976 im Maßstäbe setzenden „Jahrhundert-Ring“ von Patrice Chéreau unter der musikalischen Leitung von Pierre Boulez als Loge im „Rheingold“ und als Mime in „Siegfried“ brillierte. Wolfgang Wagner nannte ihn einen „idealen Sängerdarsteller, einer von ganz hohen Graden“.
Die hohen Grade an Gesangs- und Schauspielqualität ließ Zednik aber immer auch vermeintlichen Nebenfiguren angedeihen und hob diese als Charaktertenor mit Witz und Verve hervor. Zudem hatte sich der Wiener der zeitgenössischen Musik verschrieben und wirkte bei Uraufführungen wie der Turrini/Cerha-Oper „Der Riese vom Steinfeld“ (2002) mit. Und als Mann mit Schmäh und Augenzwinkern wurde er auch zum leidenschaftlichen Botschafter des Wienerlieds und leistete sich sogar „Seitensprünge“ zum Kabarett.
Am Montag (2. August) wird Heinz Zednik beim „Österreichischen Musiktheaterpreis“ für sein Lebenswerk geehrt: „Er ist unbestritten einer der größten Künstler des Landes. Mit seinem natürlichen Talent für Komik, Posse und Ironie und seiner schier grenzenlos flexiblen Stimme hat er Musiktheatergeschichte geschrieben“, lobt der Präsident Karl-Michael Ebner. Zur Gala nach Steyr wird der 81-Jährige bestimmt mit seiner Frau Dagmar Millesi (66) anreisen. Er und die aus Kärnten stammende Schönheitschirurgin heirateten im Mai 2019, nachdem beider Partner verstorben waren. Einander kennengelernt zu haben, ist für beide „eine Gnade“.
Michael Tschida