"Unglaubliche Bühnenpräsenz“ attestiert die Kleine Zeitung in ihrer Premierenkritik dieser Schauspielerin, und dazu ein Spiel, das „respektlos Männlichkeitsklischees persifliert“. Lina Beckmann ist Shakespeares „Richard III.“ – in einer Bearbeitung für die Salzburger Festspiele und unter dem Titel „Richard the Kid & the King“ ist die Hamburgerin derzeit auf der Halleiner Pernerinsel zu sehen. Die von Karin Henkel inszenierte Produktion hätte bereits im Vorjahr ihre Festspiel-Premiere haben sollen. Erst heuer konnte sie nun – mit reduziertem Personal – über die Bühne gehen.
Dass mit Beckmann eine Frau das Stück tragen wird, war seit Längerem klar. Regisseurin Henkel sieht Shakespeares skrupellosen Richard „weder als Mann noch als Frau“: Die Rolle sei „geschlechtslos“, glaubt sie. „Er ist eine Kröte – das sagt er von sich selbst. Er hat alle Klischeeattribute der Männlichkeit abgegeben.“ So konnte sich Beckmann dieser Figur nähern, obwohl sie, wie sie jüngst der „Wiener Zeitung“ verriet, sich mit Shakespeare nicht leichttut: „Ich erfasse ihn beim Lesen nicht so gut“, sagte sie da, „denke dann, das ist aber kompliziert oder altmodisch.“ Erst wenn sie den Text „in den Körper nehme“, erschließe er sich als „wahnsinnig tiefgründig, reich an Möglichkeiten“.
Das beschreibt auch, wie intensiv sich Beckmann ihre Rollen einverleibt. Ihr vielschichtiges Spiel zeigte sie bei den Festspielen bereits 2017 in einer umjubelten Produktion als Gerhart Hauptmanns „Rose Bernd“, auch damals in einer Inszenierung von Karin Henkel. Ansonsten ist Beckmanns künstlerische Heimat das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, das in Salzburg als Co-Produzent fungiert. Hin und wieder aber grast die vielfach ausgezeichnete, 2011 zur Schauspielerin des Jahres gekürte Mimin auch gern in Film und TV aus – dann gibt es Beckmann auch ohne Festspielticket: in „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ etwa und zuletzt in Produktionen wie „Tödliches Comeback“ und „Altes Land“.
Ute Baumhackl