Es sei die "anstregendste" styriarte der Geschichte gewesen, sagt Mathis Huber. 77 Vorstellungen waren geplant, 75 fanden statt (zwei entfielen wegen Schlechtwetters) und man habe erst ab April wirklich planen können. Trotz Corona hat man aber offenbar eines der erfolgreichsten Festivals der styriarte-Geschichte hinter sich gebracht. 30.218 Besucherinnen und Besucher kamen zu den Veranstaltungen vom 25. Juni bis 25. Juli. Diese spülten 1,336.358 Euro in die Kassen. Zu den 3G-Kontrollen am Eingang kamen noch mehr als 800 Antigen-Tests und 1242 PCR-Tests für Team und Künstlerinnen und Künstler dazu.
Egal, wie die Coronakrise weitergeht, und ob sie auch 2022 noch Auswirkungen auf das Veranstaltungsgeschehen haben wird: Bei der styriarte fährt man sozusagen im Corona-Modus weiter. Huber: "Wir bleiben bei der fußfreien Aufstellung der Reihen, wir halten die Beginnzeiten flexibel und bleiben auch bei den kompakten Konzertdimensionen." Grund ist, dass die kürzeren, etwa 70 Minuten langen, pausenlosen Konzerte ebenso auf positive Resonanz stießen wie die Aufteilung der Beginnzeiten auf 11, 18 und 20 Uhr.
Huber sieht deshalb den Beginn einer "fantastischen Festspielzukunft" anbrechen, und ein Festival, das sich stärker an die Jugend wendet und noch mehr auf Begegnung ausgelegt sein soll. Mit der Erweiterung zur Popmusik und mit dem neuen Jugendorchester sei man schon "in Ansätzen" jünger geworden. Das nächste Festival wird von 24. Juni bis 24. Juli stattfinden und das Motto "Auf Reisen" haben. Zum Auftakt zeigt man eine weitere Fux-Oper im Schlosshof von Graz-Eggenberg: "La corona d'Arianna" aus dem Jahr 1726. Schon deshalb wird Corona wieder ein bisschen Thema sein.
Kommentar
Krisen haben die ödesten Sprichwörter entstehen lassen. „Die Krise als Chance“ und „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach’ Limonade daraus“ und derlei mehr. Umso interessanter ist, wenn solche Sprüche zur realen Handlungsanleitung werden. Die styriarte exerziert dies nun vor. Nicht nur, dass man unter erschwerten Bedingungen ein Festival mit 77 Veranstaltungen aus dem Boden stampfte, nein, man hat das beste Einspielergebnis seit Jahren erzielt und interpretiert deshalb die coronabedingten Adaptionen als Wegweiser. Kürzere Konzerte, eine entspanntere Raumsituation und flexible Beginnzeiten sollen genauso wie mehr Popmusik, auch 2022 zur styriarte gehören.
Das Publikum goutiert 70 Minuten lange Formate und die größere Auswahl an Beginnzeiten. Das passt in die Zeit, die Flexibilität und Bequemlichkeit verlangt und honoriert. Dass ein Konzert 90 bis 100 Minuten dauern muss, eine Pause hat und aus dem strengen Dreischritt aus Einleitungsstück-Konzertstück-Hauptstück besteht, gehört zu den Konventionen, die man ohne Problem über Bord werfen kann. Es geht ja nicht um die Quantität, sondern um Qualität. Die stimmt bei der styriarte über weite Strecken immer noch. Und dass die Krise zur Lehrmeisterin werden kann, demonstriert die intakte geistige Beweglichkeit des Festivals. (Martin Gasser)