Bernd Sracnik ist ganz in seinem Element. Als Vollblutkämpfer mit weichem Herz, polternd, lästernd, aber auch zum Einlenken willig, begeistert er bei den Freiluft-Schlossfestspielen in Piber mit seinem faustdicken Peppone, mit Rauflust, bübischem Schmäh und proletarischem Charme. Alfred Haidachers Textbearbeitung und Inszenierung des Klassikers von Giovannino Guareschi kitzelt mit feiner Klinge subtil Witz hervor, baut überraschende Gags ein, bei denen in der Hitze des Gefechts schon einmal der Brunnen übergeht auf die Gesichter der berühmtesten Streithähne aus der Poebene, und die Tetschn auf den Hinterkopf so unbedingt folgt wie das Amen im Gebet.
Superstar des Premierenabends war freilich Seine Exzellenz. Ein gelungener Coup vom Theater absolut, mit einer von Landesrätin Doris Kampus freudig vor Ort übergebenen Einnahmenspende über 4.000 Euro an die lokale Caritas den steirischen Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl für den ersten Auftritt seines Bühnenpendants zu gewinnen. Größte Überraschung: Der verschmitzte Geistliche lässt mit fabelhafter Lockerheit manchen Schauspieler erblassen. Ein echtes Talent, dem ganz besonders der tosende Schlussapplaus und stehende Ovationen galten.
Mit famosem Florian Werkgartner als wahrlich standhaftem Jesus, der knapp zwei Stunden am Kruzifix posiert und dem im Vergleich zum kommunistischen Dorfbürgermeister Peppone zwar ebenso „schlagfertigen“, aber fast schmächtigen, mit „Don Camel“ gefrotzelten Markus Wilharm besticht das runde Spiel. Großes Lob gilt dem ganzen Team samt Gesang und Blechgebläse regionaler Mitwirkender, die „Don Camillo und Peppone“ im italienischen Orts- und Kostümstil von 1946 höchst vergnüglich darbieten.
„Don Camillo und Peppone“. Schlossfestspiele Piber. Bis 21. 8. (jeweils Fr./Sa.), 20 Uhr. Karten: Tel. 03 1 23 – 20 2 20; schlossfestspiele-piber.at
Elisabeth Willgruber-Spitz