Es ist kein leichter Anfang, sind doch unlängst zwei bedeutende Tanz-Künstler verstorben: Daniel Aschwanden und vor einigen Wochen Festival-Mitbegründer Ismael Ivo. Ihm wird in memoriam eine Gala im Volkstheater gewidmet, an der zahlreiche Weggefährten teilnehmen, darunter Louise Lecavalier, Germaine Acogny, Dada Masilo, Doris Uhlich, Akemi Takaya und das Klangforum Wien (1. August).

Ein Stammgast bei Impulstanz ist die amerikanische Choreografin Meg Stuart, die mit ihrer Company Damaged Goods in zwei Produktionen vertreten ist. Für die Uraufführung „Cascade“ schrieb Brendan Dougherty die Musik und Philippe Quesne gestaltete die Bühne (17.7. im Volkstheater). Hier setzen sich Stuart und ihre sieben TänzerInnen mit der Zeit auseinander.

„Es begegnen einander Menschen an einem ihnen fremden Ort und versuchen, sich selbst und die anderen in diesem unvorhersehbaren Kosmos zu entdecken“, sagt Meg Stuart im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Tänzerische Basis seien Polyrhythmen, „und wir loten Grenzen mit dem ganzen Körper aus. Es ist ein Spiel von sich finden und verlieren, von sich herausfordern und der Logik dieses besonderen Raumes auf die Spur zu kommen“.

Das hochenergetische Stück habe keine Handlung und erzähle nichts, doch sei es „sehr emotional durch den Versuch verletzlicher Körper, sich zurecht zu finden. Hier hat mich interessiert, wie wir Zeit wahrnehmen, wie Unterbrechung sich anfühlt. Wie gehen wir mit unterschiedlichen Rhythmen anderer Menschen um, wie finden wir eigentlich unsere eigene Zeitachse? Was nehmen wir dabei als gegeben hin und was können wir ändern?“. Hier gebe es „großes Vertrauen in Bewegung, vergleichbar mit dem Fußball, wo man dem Ball nachjagt und nicht weiß, wie man genau landen wird. Auch wir jagen einem Traum nach und gelangen dabei an unsere Grenzen. Hierin liegt ein spiritueller Aspekt, der über ein simples Narrativ hinausreicht und tiefer geht“.

Szene aus "Violet" von Meg Stuart
Szene aus "Violet" von Meg Stuart © Impulstanz/Laura van Severen

Die Arbeit sei „ein aufregender Prozess gewesen, weil in diesem Stück höchstes Augenmerk auf Technik liegt, mehr als je zuvor nach meiner langen Geschichte der Ablehnung“, erzählt Stuart. Ob sie sich auch vorstellen könne, mit klassisch trainierten Tänzern zu arbeiten? „Genau das habe ich mir erst gedacht! Das könnte interessant sein.“ Was ist denn nach all den Jahren Erfahrung nun für Meg Stuart die Utopie von Tanz? „Man kann Widerspruch und Komplexität in einem einzigen Moment ausdrücken“. Ihr älteres Stück „Violet“ ist am 26. Juli im Volkstheater zu sehen.

Weitere Höhepunkte von Impulstanz: Compagnie Maguy Marin: „Umwelt“ (22.7.), Dada Masilo/The Dance Factory: „The Sacrifice“ (28.7.), Louise Lecavalier: „Stations“ (29.7.), Ultima Vez/Wim Vandekeybus: „Traces“ (3.8.), Willi Dorner: „figure“ (4.8.), Frank van Laecke, Alain Platel, Steven Prengels – NTGENT & Les Ballets C de la B: „Gardenia – 10 Years later“ (7.8.), Akram Khan Company: „Outwitting the Devil“ (11.8.), Liquid Loft: „Sill/Stranger than paradise“ (12.8.). Die geplanten Vorstellungen mit Jan Fabre wurden abgesagt.

Impulstanz. 15. Juli bis 15. August 2021 an zwölf Spielstätten in Wien. Karten: +43.1.523 55 58-39.www.impulstanz.com