Es war ein aufrüttelnder Theaterabend, der nicht nur unmittelbar in die politische Gegenwart hineinwirkte und zu protestierenden „Alerta“-Chören, Buhrufen sowie Abgängen führte, sondern das Festwochen-Publikum am Mittwochabend im Wiener Museumsquartier richtiggehend erzürnte. Dazwischen wurde auch „Bella Ciao“ angestimmt. Das Gastspiel „Catarina e a beleza de matar fascistas“ des Lissabonner Teatro Nacional D. Maria II. ist harter Tobak: der „Schönheit des Tötens von Faschisten“. Einmal im Jahr treffen sich drei Generationen einer Familie, um den tatsächlich verübten Mord an der Landarbeiterin Catarina Eufémia zu rächen, die 1954 während der Salazar-Diktatur getötet wurde und seither als Symbol für den Widerstand gilt. Der Plan: Zuerst Schweinsfüßchen essen, danach einen Faschisten töten. Die Leiche wird vergraben und eine Korkeiche gesetzt. 73 Bäume wachsen mittlerweile in die Höhe.

Zwischen Schwalbenzirpen, zu viel Weißwein und Witzchen auf die vegane Verwandte umkreist das herausragende Ensemble mit eleganter Bühnenkonstruktion die Themen Faschismus, Propaganda, oder Mitläufertum wie eine Spinne ihr Opfer. Hin und wieder wird ein Brecht-Zitat eingestreut. Als sich die Tochter wehrt, den diesmal auserwählten Abgeordneten zu erschießen, gilt das als Zeichen, dass der Faschismus überlebt. Seine Wutrede, die so oder so ähnlich Teil der Nachrichtenlage sein könnte, löst Beklemmung aus. Was für eine bravouröse, Dilemmata-sezierende Tiefenbohrung unter der Regie von Tiago Rodrigues!