"Spielen zu dürfen und nicht bereit zu sein, das ist noch schlimmer, als nicht spielen zu dürfen", meint Staatsoperndirektor Bogdan Roščić. Seit letzten Donnerstag bekannt wurde, dass die Kulturbetriebe ab 19. Mai aufsperren können, arbeitete man fieberhaft an einem neuen Spielplan. Vor allem die Planung der ersten Woche sei ein "Gewaltakt" gewesen, so Roščić: "In Wahrheit war es für den 19. Mai schon zu spät, um noch Sänger zu kriegen." Die Wahl, doch erst später aufzumachen, gab es bei den Bundestheatern nicht: Wenn es rechtlich geht, muss (und will) man spielen.

Das Resultat dieser vom Hausherrn als "Nacht-und-Nebel-Aktion" bezeichneten Bemühung: Man holt zwei der bisherigen Premieren vor Publikum nach. Charles Gounods "Faust", der morgen, 29. April, ohne Publikum Premiere feiert (Livestream unter play.wiener-staatsoper.at), wird am 19. Mai gezeigt. Am 22. Mai folgt die Premiere von Claudio Monteverdis "L’incoronazione di Poppea", ab 24. Mai gibt es die Kinderfassung von "Der Barbier von Sevilla", am 26. Mai wird die "Carmen"-Premiere vom Februar erstmals dem Live-Publikum gezeigt. Im Juni folgen noch Verdis "Macbeth" mit Anna Netrebko (ab 10. Juni) sowie die Ballett-Produktion "Tänze Bilder Sinfonien" ab 26. Juni.

Derzeit plant man, 940 Karten pro Vorstellung zu verkaufen, was der Sitzplanbelegung von 50 Prozent entspricht. Roščić: "Ob das die richtige Zahl sein wird, wissen wir noch nicht, vielleicht können wir noch mehr Karten auflegen." Neben den neuen Produktionen stehen "Tosca", "Die Entführung aus dem Serail", "Der Rosenkavalier", "Elektra" sowie "Lohengrin" und "A Suite of Dances" auf dem Programm. Dass man mit den digitalen Aufführungen in den letzten Monaten auf insgesamt gut sechs Millionen Kontakte kam, sei zwar enorm erfreulich, aber "letztlich freuen sich alle aufs Publikum". Ob die Sache wie geplant über die Bühne gehen kann, ist naturgemäß nicht fix, vor allem in Wien, nachdem SP-Bürgermeister Michael Ludwig Anfang der Woche Skepsis bezüglich der Öffnungsschritte geäußert hatte. Wenn es auf ein Match zwischen Bund und Wien hinausliefe, hätte die Stadt jedenfalls das letzte Wort.

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