"Ich hoffe, dass man mich wegen der Emotionen in Erinnerungen behält, die ich dem Publikum gegeben habe (...). Als den, der ich wirklich bin", sagte der Spanier von Monte Carlo aus. Dort hatte er am Freitag eine Auszeichnung in Empfang genommen.
Der Spanier betonte erneut, seine Stellungnahme im Februar sei fälschlicherweise als Schuldeingeständnis interpretiert worden. Er hatte damals mitgeteilt, "dass mir der Schmerz, den ich ihnen (den mutmaßlichen Opfern) zugefügt habe, wirklich leid tut". Nun sagte er: "Nein, das war kein Mea Culpa. Auch wenn das so ausgesehen hat." Er verurteile sexuelle Belästigung "in jeder Situation, an jedem Ort und zu jeder Zeit". Der Schutz der Frauenrechte sei "von größter Bedeutung". Man könne aber nicht bestreiten, dass sich "die Sensibilität zu diesem Thema im Laufe der Jahre" verstärkt habe.
Auf die Frage, weshalb er sich jetzt zum einem ersten TV-Interview entschlossen habe, sagte Domingo, die überstandene Covid-19-Krankheit habe ihn dazu bewogen. "Die Zeit, in der ich isoliert war, das Gefühl der Unsicherheit, diese Fragilität, die Einsamkeit haben mir klar gemacht, dass ich einige Dinge klären musste", erklärte der Sänger, Dirigent und Intendant. Während der Krankheit habe er "viel, viel Angst gehabt, dass ich es nicht schaffe". Nach der Corona-Zwangspause tritt Domingo seit Ende August wieder auf.
Im Zuge der MeToo-Bewegung hatten Frauen Domingo sexuelle Belästigung vorgeworfen. Eine von der Oper in Los Angeles beauftragte Untersuchung kam im März zu dem Ergebnis, dass bestimmte Vorwürfe des "unangemessenen Verhaltens" glaubwürdig seien. Auch eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) vom Februar 2020 kam zu dem Schluss, dass Domingo "unangemessene Aktivitäten" vom Flirt bis hin zu sexuellen Avancen ausgeübt habe. Nach den Vorwürfen war Domingo im Oktober 2019 als Chef der Oper in Los Angeles zurückgetreten.