Sie war selbstbewusst, kompromisslos und von ihrer Sangeskunst überzeugt: Wenn die reiche US-Erbin zu Beginn des 20. Jahrhunderts in New York ihre Privatkonzerte gab, standen die Menschen Schlange. Doch Florence Foster Jenkins konnte nicht singen, traf keinen Ton oder Rhythmus und war in Wirklichkeit eine Lachnummer in extravaganten Kostümen. Nadine Zeintl zeigt sie in der schwungvollen Regie von Rüdiger Hentzschel aber nicht nur in ihrer Exaltiertheit, sondern auch als in ihrer Tragik charmante Frau. Changierend zwischen purem Klamauk und leisen Tönen spielt sich die Erzkomödiantin Zeintl gestenreich und grimassierend die Seele aus dem Leib – bis zum Wiehern und Schnauben bei der Erlkönig-Zugabe, die einen Bogen zu ihrer vorherigen Rolle als Pferdestimmen-Imitatorin spannte („Hennir“ von Antonio Fian).
Die wahre, aber schräge Erfolgsgeschichte dieser bizarren Diva riss bei der Premiere am Samstag das Publikum zu Begeisterungsstürmen und Lachtränen hin – so ähnlich muss es auch in New York 1944, einen Monat vor dem Tod der „schlechtesten Sängerin der Welt“, gewesen sein. Damals kamen 2500 Menschen in ein Konzert Foster Jenkins’ in die Carnegie Hall, um über die leidenschaftlich, aber falsch intonierende Amateur-Sopranistin lachen zu können.
Auch der Pianist Cosme McMoon, verkörpert von Allround-Talent Alexander Kuchinka, hielt sich zu Beginn der Zusammenarbeit „innerlich die Ohren zu“. Doch nach und nach wurde aus seinem Entsetzen „eine Art Zuneigung“ für die skurrile Dame, die sich so hingebungsvoll zum Gespött ihres Publikums machte. Birgit Melcher vervollständigt in mehreren Rollen diese gelungene Produktion, der ein Bühnenstück des britischen Erfolgsautors Peter Quinn zugrunde liegt.
Karin Waldner-Petutschnig