Als Mathis Huber 1990 die künstlerische Leitung der styriarte in Graz übernahm, rechnete man allgemein damit, dass er es keine zwei Jahre schaffen würde. Das 1985 erfundene Klassikfestival hatte einen wackligen Start hinter sich, der damals 32-jährige Huber, studierter Musiker (Oboe), Musikwissenschaftler und Teilzeitmusikkritiker (für die Kleine Zeitung) belehrte die heimische Kulturszene eines Besseren. Mit Ausdauer, Konsequenz und Geschick sowie mit einem intakten Kunstverstand verstand er es, dem Starkünstler des Festivals Nikolaus Harnoncourt „eine Bühne zu bauen“, wie er selbst häufig betonte. Solche habituelle Bescheidenheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem von Huber und seinem langjährigen Dramaturgenteam wesentliche Impulse ausgingen. Die styriarte, erfunden für den Weltstar Harnoncourt, war immer mehr als ein Vehikel für dessen außerordentliche Kunst. Und Huber hat eine Eigenschaft, die selbst manchem intelligenten Menschen fehlt: Er ist schlau.
Die langjährige Zusammenarbeit Harnoncourt/Huber führte dazu, dass der Manager immer sicherer im Sattel saß – daran änderte auch der Tod des Dirigenten-Genies 2016 nichts. Während rundum die Intendanten infrage gestellt werden und wechseln: Mathis Huber ist immer noch da. Die styriarte ist mit etwa 30.000 Besuchern in „normalen Jahren“ eines der größeren der fast schon unzähligen Klassikfestivals in Österreich geworden.
Nach 30 Jahren kam die ultimative Herausforderung für den Klassikmanager. Für den Mut, trotz Corona an die Realisierung zu glauben, wird er heute belohnt. Die Eröffnung ist zugleich der Beginn des österreichischen Festivalsommers. Die Eröffnung mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird live auf ORF III übertragen. Und Huber ist noch nicht amtsmüde. Dass er seiner Begeisterung in jüngerer Zeit öfter auch leise Selbstzweifel am Klassikbetrieb und am eigenen Tun beimengt, sind eher Resultate einer beginnenden Altersweisheit.