Warum das Motto „Human Nature“, warum eine Eröffnung im Zeihen von Umweltaktivismus und Klimakrise? Ganz logisch: „Wir wollen jenen eine Plattform bieten, die dafür sorgen, dass uns unsere wunderschöne Welt nicht unterm Hintern wegschmilzt.“ So formulierte es Ankathie Koi, in Österreich sesshafte Pop-Diva mit oberbayerischen Wurzeln und Moderatorin beim Eröffnungsevent des Elevate-Festivals am Mittwoch Abend im Grazer Orpheum.
Der Auftakt war einmal mehr ein Beweis dafür, dass Unterhaltung und Tiefgang kein Widerspruch sein müssen. Inhaltlich widmet sich dieses Festival bis Sonntag in mehr als 70 Veranstaltungen seinem breit gefächerten, brandaktuellen Thema: der grundsätzlichen Frage nach der Menschlichkeit im Spektrum gesellschaftspolitischer, klimatischer und technologischer Veränderungsprozesse. Die Eröffnungsfeier prägten starke Beiträge von jungen Grazer Klimaaktivistinnen ("Wir streiken, bis ihr handelt!") und von Festivalgästen, die dieser Tage noch das Elevate-Programm prägen werden: Jimi Tenor und das Duo Corn,Nnimmo Bassey und Philosophin Elisabeth von Schirach, die dem Publikum noch einen Merksatz für die Gegenwart mitgab: „Alte Gewissheiten gelten nicht mehr, und neue sind noch nicht gefunden.“ Zumindest eine musikalische Gewissheit an diesem Abend: Der kurze, aber umso intensivere Auftritt der japanischen Vokalartistin Hatis Noit war von betörender Schönheit und zerbrechlicher Eleganz.
Ansonsten standen die bewegenden Reden zweier einflussreicher afrikanischer Umwelt-Aktivistinnen im Mittelpunkt: Adenike Oladosu ("Fridays For Future“) aus Nigeria und Elizabeth Wathuti aus Kenya. Letztere ist Gründerin der „Green Generation Initiative“ – diese hat den Zweck, „in Zeiten, in denen die Menschheit mit der Natur im Krieg liegt“ speziell junge Menschen für Umweltanliegen zu mobilisieren, denn „wir sind diejenigen, die am längsten mit den Folgen der Untätigkeit in Sachen Klimawandel leben müssen. Aber wir werden die Welt nicht kampflos aufgeben“, so Wathuti, die auch darauf hinwies, dass Afrikas Umwelt- und Klimaprobleme im Westen noch viel zu wenig Beachtung finden: Katastrophen wie Überflutungen, Dürren oder die in Ostafrika derzeit grassierende schlimmste Heuschreckenplage seit 70 Jahren „bedrohen Leben, vertiefen Armut und Verzweiflung und tragen so zur Eskalation von Konflikten bei“, so Wathuti, die mit einem Zitat von Albert Einstein schloss: „Die Welt wird mehr bedroht von Menschen, die das Böse zulassen, als von denen, die böse sind.“ Ein starker Auftakt für ein Festival, das sich an die großen Fragen unserer Zeit heranwagt.