Auch die erste Produktion in der Ausweichspielstätte des Volkstheaters in der Halle E des Museumsquartiers gilt der Uraufführung eines österreichischen Autors: Alexander Charim bringt am 15. Jänner den Roman "Schwere Knochen" von David Schalko auf die Bühne. Als zweite Neuproduktion in der Halle E folgt am 15. Februar die Uraufführung von "Schuld & Söhne", eine "Klimatragödie mit Musik" von Christine Eder (Text) und Eva Jantschitsch (Musik). Im Volx/Margareten, dessen Zukunft unter dem neuen Direktor Kay Voges ungewiss ist, warten in den letzten Monaten der Direktion Anna Badora noch einige aufregende Projekte wie "Urfaust / FaustIn and out", bei dem Berenice Hebenstreit Goethe und Jelinek mischt (28.2.), die Uraufführung "Körper-Krieg" von Armin Petras, die organisierten Sportbetrug der DDR ebenso thematisiert wie das Doping des österreichischen Skilangläufers Johannes Dürr, oder im Mai die Uraufführung "Wir Hungerkünstler/innen" von Florentina Holzinger.

Das Burgtheater startet mit der "Traumdeutung von Sigmund Freud". Das Autoren- und Regie-Duo Dead Centre (Ben Kidd und Bush Moukarzel) bringt seine Auseinandersetzung mit dem revolutionären Werk des Vaters der Psychoanalyse am 16. Jänner im Akademietheater zur Uraufführung. Tags darauf folgt Oliver Frljic' Neudeutung von Heiner Müllers "Die Hamletmaschine" im Kasino. Ein Hauptereignis des Theaterjahres verspricht dann am 6. Februar Robert Borgmanns Uraufführung des neuesten Textes von Elfriede Jelinek zu werden. Ausgangspunkt war die Ibiza-Affäre, die sie hier u.a. mit Euripides' "Die Bakchen" verknüpft "und zeigt, wie sich rechtspopulistische Positionen, einem Virus gleich, rasend schnell ausbreiten und sämtliche Lebensbereiche infizieren. Nachhaltig vergiften sie das Klima, gesellschaftlich wie ökologisch, bis die globale Katastrophe droht."

Nur kurz, nachdem am 30. Jänner mit "Figaros Hochzeit (Aber nicht die Oper!) - Die Geschichte eines revolutionären Friseurs" Philipp Moschitz am Landestheater Niederösterreich Da Ponte ohne Mozart-Noten auf die Bühne bringt, kommt auch am Akademietheater ein Opernstoff auf die Bühne: "Tosca" nicht als Oper, sondern als Stück nach Victorien Sardou bringt Kornel Mundruczo mit Birgit Minichmayr als Tosca, Franz Pätzold als Cavaradossi und Oliver Nägele als Scarpia am 23. Februar zur Uraufführung.

Im Burgtheater verbindet Sebastian Nübling "Othello" und "Der Kaufmann von Venedig" zum Shakespeare-Abend "This is Venice". Weitere ausstehende Höhepunkte der ersten Spielzeit von Martin Kusej sind Nikolaus Habjans Uraufführung "Der Leichenverbrenner" von Franzobel nach dem Roman des tschechischen Autors Ladislav Fuks (1923-1994) im Akademietheater, "Peer Gynt" des Isländers Thorleifur Örn Arnarsson, der mit Viktor Bodos gefeierter Volkstheater-Version in Konkurrenz tritt, sowie das erste Wiener Antreten der Regisseurin Katie Mitchell seit fünf Jahren. Sie inszeniert die Uraufführung eines Triptychons von Alice Birch. "2020 oder Das Ende " ist ein Stück, "das die Umweltkatastrophen unserer Gegenwart und nahen Zukunft als körperliche Erfahrungen ihrer Figuren erlebbar macht".

Am Theater in der Josefstadt bringen u.a. Peter Wittenberg Arthur Schnitzlers "Zwischenspiel" (Premiere: 30. Jänner) und Christopher Hampton Stefan Zweigs Erzählung "Brief einer Unbekannten" (12. März). Die Uraufführung von Peter Turrinis "Gemeinsam ist Alzheimer schöner" am 23. April ist einer der Höhepunkte der Saison in den Kammerspielen der Josefstadt, während das Haupthaus am 28. Mai noch mit einem Knüller aufwartet: Claus Peymann inszeniert 50 Jahre nach seiner Uraufführung noch einmal Thomas Bernhards "Ein Fest für Boris".

Bernhards "Heldenplatz" füllt sich in den kommenden Monaten gleich zweimal mit neuem Bühnenleben: Am Schauspielhaus Graz inszeniert der junge Österreicher Franz-Xaver Mayr und meint: "Ob sich da heute etwas geändert hat? Natürlich nicht!" (Premiere: 10. Jänner). Am Landestheater Salzburg bringt Alexandra Liedtke das einstige Skandalstück am 19. April zur Premiere.

Vom Oberösterreicher Thomas Köck, 2018 und 2019 Double-Gewinner des Mülheimer Dramatikerpreises, kommt am Wiener Schauspielhaus mit "Kudlich in Amerika" am 11. Jänner der zweite Teil seiner "Kronlandsaga" zur Uraufführung, der dem österreichischen Reichstags-Abgeordneten und "Bauernbefreier" Hans Kudlich (1823-1917) nach Amerika folgt. Der dritte Teil, die 2018 am Thalia Theater uraufgeführte "dritte republik (eine vermessung)", wird am 17. April am Schauspielhaus Graz von Anita Vulesica zur Österreichischen Erstaufführung gebracht.

Sein Landsmann Thomas Arzt hat für das Landestheater Vorarlberg das Leben der Lustenauer Bauerntochter und Malerin Stephanie Hollenstein (1886-1944) eingefangen, die offen lesbisch lebte und früh Mitglied der NSDAP wurde. "Hollenstein, ein Heimatbild" wird am 6. März von Tobias Wellemeyer uraufgeführt. Abgeschlossen wird die Saison im Bregenzer Kornmarkttheater mit "Eine Biene in ihrem Herzen", für das die erstmals in Österreich arbeitende US-Autorin und Regisseurin Sibyl Kempson Figuren von Henrik Ibsen und Motive von Bodenseesagen verwebt (Premiere: 30. April) sowie "Die Schutzflehenden" (Premiere: 20. Mai), bei dem Regisseurin und Choreografin Teresa Rotemberg den Aischylos-Text aktualisiert: Eine Gruppe nordafrikanischer Mädchen flüchtet nach Europa, um der Zwangsverheiratung zu entkommen, und sucht um Asyl an.

Am Landestheater Niederösterreich feiern am 14. März die "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" nach Thomas Mann in der Inszenierung von Felix Hafner Premiere. Als Wiederentdeckung kommt am 20. März das 1917 entstandene Stück "Christoph Kolumbus" des kroatischen Dramatikers Miroslav Krleza durch Rene Medvesek zur deutschsprachigen Erstaufführung. In St. Pölten freute man sich in der vergangenen Saison über die internationale Rezeption von Nikolaus Habjans Inszenierung von Elfriede Jelineks "Am Königsweg", am Tiroler Landestheater hat man ihr Trump-Stück in dieser Saison angesetzt. Elke Hartmann inszeniert, Premiere ist am 6. März. Schon am 9. April steht die letzte Schauspiel-Produktion der Direktion Florian Scholz am Stadttheater Klagenfurt an. Regisseur Marco Storman bringt bei "Faust" beide Teile des Goethe-Klassikers an einem Abend auf die Bühne.

Und dann kommen - neben einer traditionell dichten Sommertheater-Saison - noch die Premieren der 100-jährigen Salzburger Festspiele. Die feiern nicht nur mit einer neuen Buhlschaft (Caroline Peters) und einer "Everywoman" von Milo Rau, sondern vor allem mit einer Handke-Uraufführung: Regie bei "Zdenek Adamec - eine Szene" führt Friederike Heller (Premiere: 26. Juli). Martin Kusej kehrt mit einer Burgtheater-Koproduktion zurück auf die Perner Insel und bringt Birgit Minichmayr und Bibiana Beglau als rivalisierende Königinnen in Schillers "Maria Stuart" mit. Festspielgründer Hugo von Hofmannsthal ist neben dem "Jedermann" auch mit "Das Bergwerk zu Falun" in der Regie von Jossi Wieler vertreten, und Karin Henkel kehrt mit der Hamburger Koproduktion "Richard III" zurück an die Salzach.