Freyers Neuinszenierung der Oper feiert am kommenden Sonntag in der Felsenreitschule Premiere. Die rund 300 Kilogramm schwere, aus Holz, Stahl, Spiegelfolien, Styropor und Leder hergestellte, farbenreiche Skulptur beim Brunnenfoyer gibt einen Einblick auf die Bildmagie und Metaphorik, die der Universalkünstler für die Neuproduktion auf die Bühne bringt.
"Ich finde, dass man diese intensive künstlerische Arbeit nach außen bringen muss", erklärte Freyer im APA-Gespräch. Er halte es für wichtig, dass die Öffentlichkeit Anteil an der Kunst nehmen kann. Angelehnt an die Geschichte von Ödipus verkörpert das Werk, das er extra für die Salzburger Festspiele kreiert hat, die Frage der Menschheit, "wo kommen wir her und wo gehen wir hin". Der Kopf am oberen Ende spiegelt sich im Körper wider, ein Zeichen für das innere und äußere Sehen.
In die Skulptur eingebaut ist eine große Schere, die Teil des Bühnenbildes in der Felsenreitschule gewesen wäre. "Das ist gescheitert, weil die Schere zu schwer war", schilderte Freyer. So habe der Zufall, "ein wunderbarer Helfer in der künstlerischen Arbeit", dazu beigetragen, dass die Schere in das Werk eingeflossen ist. Die Schere versinnbildliche das Kastrieren, Zerschneiden und Zerfleischen der Menschheit, "alle fürchten sich, gefressen zu werden", erläuterte der Künstler, der sich intensiv mit der Ödipus-Thematik beschäftigt.
Ein rotes Band führt von Freyers Skulptur zur Maskensäule, die beim Eingang zur Felsenreitschule bzw. zum Haus für Mozart steht. Das Band verbindet die Augen der drei steinernen Masken, macht sie blind. Hier stellt der Künstler erneut einen Konnex zu Ödipus her, der sich blendet und der später von den Göttern das Licht geschenkt bekommt. Unter dem roten Band liegt der rote Teppich, der die Besucher in die beiden Festspielhäuser führt. "Die Pforten öffnen unsere innere Seele", erläuterte Freyer.
Seine Kritik an der Wegwerfgesellschaft findet Widerhall in seinen Kunstwerken. Für die Ödipus-Skulptur wurden Reste des Bühnenbildes verarbeitet. "Wegschmeißen hasse ich", betonte Freyer. Nach seinem Motto, je öfter ein Stück gespielt, desto besser, sollte auch die Skulptur eine lange Lebenszeit haben. "Ich würde sie solange stehen lassen, so lange sie stehen kann." Danach könnte sie in einem Museum einen Platz finden, schlug der Künstler vor. Auch Festspielintendant Markus Hinterhäuser war zur heutigen Präsentation gekommen. "Ich finde das ganz toll", sagte er.