"Kurier": "Dieser "Jedermann" ist ein ruppiges, verhärtetes Männerdrama. Und zieht die bequemen Polster, die es im Original gibt (die Aufopferung der Werke, die Chance auf Glauben, das Doch-irgendwie-Happy-End) unterm Besucherhintern weg. (...) Die Neuinszenierung entstand 2017 in höchster Eile. Heuer wurde nachformuliert und auch wieder ein wenig näher an Hofmannsthals Text herangerückt. Die Stoßrichtung aber bleibt die Gleiche: Beim "Jedermann" geht es ums Ganze."

"Kronen Zeitung": "Die aktuelle Nachbearbeitung der im Vorjahr recht hurtig entstandenen Inszenierung bietet einiges Neues, bleibt aber marginal."

"Salzburger Nachrichten": "Die Wiederaufnahme der Inszenierung der Salzburger Festspiele enthält ein paar starke Bilder, doch zu wenige packende Szenen. (...) Dieser Jedermann ist einsam - klug, ehrgeizig, ohne Beziehungsfähigkeit. Oft wirkt er wie ein Solitär, an dem die anderen Schauspieler eine Szene nach der anderen abspielen. (...) Die Wiederaufnahme bringt vor allem zwei Neuerungen - eine zum Vorteil, eine zum Nachteil. Wohltuend ist die weitgehende Rückkehr zu Hofmannsthals klug strukturiertem, oft herrlichen Text. (...) Ein Ärgernis ist die neue Musik Wolfgang Mitterers. (...) Auch wenn Tobias Morettis Furor beeindruckt und die Rückkehr zu Hofmannsthals Text Halt und poetische Kraft verleiht, bleibt als Resümee: 2018 ist kein starkes "Jedermann"-Jahr."

"Der Standard": "Das überarbeitete Salzburger Spiel vom Sterben des reichen Mannes funktioniert formidabel: als Mittel gegen Frömmelei. (...) Wiederum blass bleibt Reinspergers Buhlschaft. (...) Michael Sturmingers Jedermann-Überarbeitung wirkt noch in ihrem zweiten Jahr nicht ganz fertiggeschraubt."

"Die Presse": "Kurz vor seinem 100. Geburtstag auf dem Domplatz 2020 ist Hofmannsthals Moritat hart in der Gegenwart gelandet. Und so bizarr einige von Sturmingers Ideen sind, jeder Nachfolger wird sich mit seinem Konzept zu messen haben. (...) Jahrzehnte plagten sich Regisseure mit dem immer schwerer vermittelbaren religiösen Pathos des "Jedermann", Sturminger säkularisiert und gewinnt, ohne die Geschichte ins Lächerliche zu ziehen. (...) Traditionalisten wird dieser "Jedermann" kräftig erhitzen."

"Wiener Zeitung": "Findet Jedermann in Sturmingers gründlich überarbeitetem Vorjahresversuch mehr als Katechismuslehren? Ja: Nähe, Liebe zur Buhlschaft, die diesmal nicht als Gspusi ein Dekolleté spazierenführt. Stefanie Reinsperger fehlt der gern gesehene Dominaglamour. Umso wahrer gibt sie die selbstbewusste Frau, die zart und gefasst loslässt wie eine kluge Witwe."

"Oberösterreichische Nachrichten": Eine geglückte Rettungsaktion des Festspiel-Tankers mit weiterer Luft nach oben. Tobias Moretti hat nach diesem Abend seinen Fixplatz im Boot der großen "Jedermann"-Darsteller."

"Tiroler Tageszeitung": "An Sturmingers im Vorjahr in knappster Zeit entworfener und daher etwas grob geschnitzter Inszenierung wurde für die heurige Wiederaufnahme etwas gefeilt. Manches wurde gestrafft, einiges nach-, anderes ausformuliert. Dem traditionsreichen Spiel vom Sterben des reichen Mannes hat das ziemlich gutgetan. Genauso, wie die neue Bühnenmusik von Wolfgang Mitterer die innere Dramatik des Dauerbrenners akzentuiert. Auch dadurch ist dieser neue alte "Jedermann" ein Stück weit dichter geworden. Jetzt funktioniert er richtig."

"Frankfurter Neue Presse" u.a.: "Sturmingers Interpretation erscheint nach mancherlei Änderung stringenter und noch radikaler als im vergangenen Jahr. (...) Man fragt sich, was nach diesem "Jedermann" noch kommen könnte. Wird es den Hofmannsthal'schen Knittelversen, jetzt schon stark gekürzt, endgültig an den Kragen gehen? Wird " Jedermann" zur "Jederfrau" oder zur " Jeder"-Gendersternchen-Existenz?"