Man habe mit der Tiroler Ex-Landesrätin Christine Baur (Grüne) eine Ombudsfrau bestellt und die Gagenordnung veröffentlicht. "Wir wollen nicht mehr, es ist alles gesagt", meinte Hans Peter Haselsteiner am Freitag.

Gustav Kuhn selbst wollte sich bei der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des Programmes für die Wintersaison 2018/19 im Erler Festspielhaus nicht mehr zu den auf der Homepage "dietiwag.org" des Bloggers Markus Wilhelm erhobenen Vorwürfen und anonymen Anschuldigungen äußern. "Lassen Sie mir den Kuhn in Ruhe", zeigte sich Haselsteiner angesichts einer Journalistenfrage empört. Kuhn, neben Haselsteiner sitzend, schwieg selbst auf Nachfrage beharrlich. Normalerweise würde man auf anonyme Vorwürfe mit der Reaktion "ab in den Papierkorb" reagieren, fügte Haselsteiner hinzu und erntete für diesen Kommentar Applaus einiger anwesender Gäste.

Benimmregeln im Festspielhaus

Es handle sich insgesamt um ein "leidiges Thema, das uns in den letzten Wochen begleitet hat", hatte der Festspielpräsident zuvor konstatiert. Die bösartigen Vorwürfe seien "völlig aus der Luft gegriffen", schob er nach. Nach dem ersten "Schock, dass so etwas möglich ist" habe man geklagt, führte er aus. "Wir haben alle Verfahren gewonnen, eines ist jetzt noch offen", sagte Haselsteiner und sah sich darin bestätigt, dass von den geführten "Debatten nichts übrigbleiben wird".

In Zukunft solle aber ein "Code of Conduct", sozusagen "Benimmregeln", im Erler Festspielhaus eingehalten werden. "Derzeit gibt es nur einen Entwurf für die österreichischen Bundestheater, daran werden wir uns orientieren", erklärte Haselsteiner. Der in Auftrag gegebene hauseigene "Code of Conduct" könne aber in Zukunft durchaus "Maßstab für andere Häuser sein", meinte er. Die bestellte Ombudsfrau Christine Baur werde außerdem über "vollkommene Autonomie" verfügen: "Wir wollen und werden uns da nicht einmischen". Ab kommenden Dienstag könne man zudem die Gagenordnung öffentlich nachlesen. "Jetzt will ich nichts mehr hören", wollte der Präsident einen Schlussstrich ziehen.

Von Sklaventum bis Lohndumping

Die Tiroler Festspiele sahen sich in den vergangenen Wochen unter anderem mit Vorwürfen von "modernem Sklaventum", Lohn- und Sozialdumping, Lohnwucher, Scheinselbstständigkeit und Korruption konfrontiert. Kuhn wurde neben sexueller Nötigung und Vergewaltigung auch ein einschüchternder Führungsstil vorgeworfen. Der "Maestro" hatte die Vorwürfe stets bestritten und von "unhaltbaren Anschuldigungen" gesprochen.

Kuhn reichte inzwischen Klage gegen Wilhelm ein. Anfang März wurde bekannt, dass das Landesgericht Innsbruck eine Einstweilige Verfügung gegen den Blogger erließ. Demzufolge ist es Wilhelm "per sofort bei sonstiger Exekution untersagt, Behauptungen zu verbreiten, denen zufolge Prof. Dr. Gustav Kuhn Künstlerinnen der Tiroler Festspiele Erl sexuell genötigt und/oder vergewaltigt haben soll". Der Beschluss gilt bis zur Rechtskraft der Entscheidung im Hauptverfahren.