Der deutschen Violinistin war es gewissermaßen auch zu verdanken, dass im Großen Festspielhaus zunächst viel Arbeit angesagt war - für die Protagonisten auf der Bühne wie das neugierige Publikum davor. Die drei zusammenhängenden Stücke "Partita", "Interlude" und "Chain 2" von Witold Lutoslawski sind schließlich ganz eng mit Mutter verbunden, hat sie doch Letzteres uraufgeführt und der polnische Komponist daraufhin den Auftakt extra für sie umgearbeitet sowie das Bindeglied verfasst.

Entsprechend intensiv und von enormer Sicherheit geprägt gestalteten sich Mutters Ausführungen. Vor allem wurden von der Solistin und dem bestens disponierten Orchester unter Honeck die Gegensätzlichkeiten der Werke mit viel Verve herausgearbeitet. Kraft und Fragilität standen sich hier ebenbürtig gegenüber, wobei selbst groß angelegte Spannungsbögen höchst intime Momente erzeugen konnten.

Wo der Übergang behutsam Verbindungen knüpft, lag es schließlich an "Chain 2", diesen zeitgenössischen Kraftakt zum Höhepunkt zu führen. Ein tollkühner Dialog zwischen Mutter und dem Piano entwickelte sich, während sich die verschiedenen Orchesterstimmen Schicht für Schicht darüber legten.

Abwechslungsreich dann auch der zweite Teil des Abends: Tschaikowskis sechste Symphonie, wenige Tage vor seinem Tod in St. Petersburg uraufgeführt, ist aber auch prädestiniert dafür, die Vorzüge der Orchesterarbeit hervorzubringen. Schon im ausladenden ersten Satz gelang es Honeck, der mit sichtlicher Lust in die Tonfolgen eintauchte, die düstere Grundstimmung des Werks mit einer Leichtigkeit zu paaren, die die lyrischen Passagen umso stärker strahlen ließ. Da konnte selbst ein Handyklingeln zu Beginn den Künstler am Pult nicht aus der Fassung bringen, sondern rang ihm nur ein süffisantes Lächeln ab.

Danach gab es ohnehin kein Halten mehr. Akribisch wurden Details herausgearbeitet, ließ das Pittsburgh Symphony Orchestra die Intensivierung des Tempos wie eine Nebensächlichkeit erscheinen und umspülte man das Publikum mit üppigsten Farben. Dieses ließ sich bereit nach dem dritten Satz zu einem Zwischenapplaus hinreißen, bevor der höchst melancholische, ins Nichts hinübergleitende Schluss mit großer Euphorie quittiert wurde.

Honeck und sein Orchester dankten es mit zwei spritzigen Zugaben, bevor eine allgemeine Zufriedenheit in die Nacht entließ. Und so war es für den Vorarlberger Honeck letztlich fast wie ein Heimspiel - freudig erwartet, mit Spannung verfolgt und reichlich bejubelt.