Letztlich dauerte alles ein bisschen länger als sonst. Hohes Sicherheitsaufkommen in und um das Große Festspielhaus und viele Schaulustige erwarteten die Ankunft von Kern und seiner Frau mit Emmanuel und Brigitte Macron. Diese hatten bis zum Konzert am Abend bereits ein politisches und ein musikalisches Programm - darunter eine Masterclass im Mozarteum - genossen. Nun also noch ein Besuch bei den Salzburger Festspielen.
Dem musikbegeisterten Macron dürfte dieser Abschluss seines Salzburgaufenthalts durchaus gefallen haben, immerhin spielten zwei der bedeutendsten Pianisten unserer Zeit Werke für zwei Klaviere. Nach Einzugsapplaus für die Politiker in ihre Loge gehörte der Saal und seine Insassen aber endgültig Argerich und Barenboim. Die Beiden pflegen eine Freundschaft von Kindesbeinen an, die sie nicht selten gemeinsam ins Konzerthaus führt. Bereits in Mozarts Sonate für zwei Klaviere in D-Dur wurde deutlich: Hier sitzt ein eingespieltes Team. Mozart komponierte das komplexe Werk für sich und eine begabte Schülerin. Die beiden Meister machten daraus eine vielfarbige wie unterhaltende Erzählung, mit dem Charakter eines "Türkischen Marsches".
Es folgten Schumanns Studien für Pedalflügel. Der Pedalflügel, ein in Vergessenheit geratenes Instrument mit orgelhaftem Bassregister, wurde hier durch eine Bearbeitung für zwei Klaviere ersetzt. Gewisse orgelhafte Strukturen arbeiteten die Pianisten, besonders in der Oberstimme, anfangs noch deutlich heraus, mit der Zeit wurden die einzelnen Studien aber immer mehr zu Charakterstücken und besonders die dritte und vierte Studie ein langsamer, mit warmen Klangfarben gemalter Genuss.
Die Bearbeitung der Schumann-Studien stammen übrigens von Claude Debussy, dem der zweite Teil des Konzertes gewidmet war. Leider machte das Licht Daniel Barenboim bereits nach dem ersten Satz von "En blanc et noir" einen Strich durch die Rechnung. Der stand auf, kümmerte sich selbst um die Einstellung des Bühnenlichtes und erklärte dann dem Publikum, er habe nicht gut sehen können. Eine herrlich menschliche Geste zwischen all der Perfektion. Die Rückkehr dazu kam prompt und auch das letzte Werk "La Mer" wurde zum erzählerischen Klangerlebnis, bei dem manchmal das Gefühl aufkam, die Töne kämen von einem einzigen Pianisten.
Der hereinbrechende Applaus war dann letztlich niemandem, außer Argerich und Barenboim gewidmet. Damit erklatschte sich das Publikum auch eine Zugabe. Der politische Glamour mag von der Mittelloge ausgegangen sein, der musikalische auf der Bühne vermochte ihn aber zu überstrahlen.