Diese Aufführung wird einmalig, sie wird Geschichte schreiben“, versicherte Francesco Meli schon italienischen Medien. Der 37-jährige Genueser Belcanto-Tenor singt in Giuseppe Verdis „Aida“ den ägyptischen Feldherrn Radamès.
Die Premiere in Salzburg wird in vielerlei Hinsicht mit Spannung erwartet:
Erstens war Verdis 1871 in Kairo uraufgeführte Oper erst ein einziges Mal in Salzburg zu hören. 1979 setzte Maestro Herbert von Karajan auf seine Favoriten: Mirella Freni in der Titelpartie, José Carreras als Radamès, Piero Cappuccilli, Nicolai Ghiaurov und Ruggero Raimondi.
Zweitens gilt Riccardo Muti (76), der morgen ans Pult der Wiener Philharmoniker tritt, als Verdi-Experte, hat die „Aida“ aber auch schon 38 Jahre lang nicht mehr dirigiert.
Drittens gibt es drei Hauptrollendebütanten, darunter die nicht ganz unbekannte Anna Netrebko. Die Starsopranistin, die Salzburg 2002 als Rampe für ihren Raketenstart in den Opernhimmel zu nutzen wusste und seit damals quasi zum musikalischen Luxusinventar des Festivals zählt, singt die äthiopische Prinzessin Aida.
Und noch einen Neuling gibt es: Shirin Neshat inszeniert auf Einladung des neuen Intendanten Markus Hinterhäuser erstmals eine Oper. Was schon vor der Premiere zu erfahren war: Sie wird in Verdis Drama eine sehr reduzierte Regie in eher monochromem, zeitlosem Ambiente liefern, stark den Gegensatz zwischen Klerus und Militärs herausstreichen und die Rolle der Frauen deutlich betonen. Letzteres ist ein Thema, das die seit 1979 in den USA lebende Neshat als Fotokünstlerin und Filmemacherin seit jeher beschäftigt: Frauenschicksale in den strikten, hierarchischen, religiösen Gesellschaften des Orients.
Michael Tschida