Der "Pro Arte Europapreis 2017" des Herbert-Batliner-Europainstituts ist heute, Freitag, an den Dirigenten Franz Welser-Möst (56) verliehen worden. In seiner Laudatio bei einem Festakt im Haus für Mozart in Salzburg strich der ehemalige Vorstand der Wiener Philharmoniker, Clemens Hellsberg, die Werktreue in der künstlerischen Arbeit von Welser-Möst hervor.
Die Jury hat ihre Entscheidung für den mit 30.000 Euro dotierten Preis an den Musikdirektor des Cleveland Orchestras damit begründet, dass Welser-Möst nicht nur Botschafter der europäischen Kultur in Amerika sei, sondern hat auch mit seiner besonderen Interpretation von Werken des 20. Jahrhunderts neue Maßstäbe gesetzt habe. Das Batliner-Institut setzte mit dem Preis auch ein Signal für die Bedeutung der Kunst und Kultur in Europa, erklärte der Präsident des Institutes, der ehemalige ÖVP-Vizekanzler Erhard Busek.
Fixtern im Salzburger Festspiel-Himmel
Welser-Möst, der heuer Aribert Reimanns Oper "Lear" unter der Regie von Simon Stone in der Felsenreitschule dirigieren wird - Premiere ist am 20. August - sei "zum Fixstern" im Salzburger Festspiel-Himmel geworden, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in ihren Begrüßungsworten. Es gebe kaum einen Dirigenten in seinem Alter, der bereits so ein "Riesenrepertoire" absolviert habe. Zum 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele im Jahr 2020 werde es eine große Premiere mit Welser-Möst und den Wiener Philharmonikern geben, kündigte Rabl-Stadler an.
Clemens Hellsberg spannte in seiner Laudatio einen Bogen von einem tragischen Autounfall des Preisträgers am 19. November 1978, bei dem ihm wohl dessen Namensverwandter, der Komponist Franz Schubert, genau 150 Jahre nach seinem Tod einen Schutzengel geschickt habe, Welser-Möst aber als Folge des Unfalls sein Lebensziel, Geiger zu werden, aufgeben habe müssen, bis hin zu seiner derzeitigen Tätigkeit als Musikdirektor des Cleveland Orchestra.
Ein Klassik-Publikum, jünger als 20 Jahre
Es sei das Verdienst von Welser-Möst, dass 20 Prozent des Publikums in Cleveland jünger als 20 Jahre alt sei, sagte Hellsberg. Er bezeichnete den Dirigenten als geborenen Pragmatiker und hob dessen soziale Empathie, Neugier, Mut, Disziplin, Naturverbundenheit, Intellektualität und Introvertiertheit als einige von insgesamt zwölf Facetten seiner Persönlichkeit hervor. Sein musikalisches Talent würden diese zwölf Eigenschaften noch erhöhen, meinte Hellsberg und gab ihm noch den Wunsch "bleibe weiterhin Vorbild im Ringen höchster Ziele" mit auf den Lebensweg. Abschließend bedankte sich Hellsberg noch beim Ehepaar Herbert und Rita Batliner für "die Großzügigkeit ihres Denkens und Handels für die Kunst und Kultur".
Ungebildetsein führe zu Populismus
In seiner Dankesrede kritisierte der Preisträger Selbstvermarktung, Populismus und Effekthascherei in der Kunst. "Das Ausmaß des Ungebildetseins führt auch in unserem Metier zu Populismus." In der Kunst gehe es aber darum, "was können wir tun, dem Zuhörer das Mysterium eines Werkes erahnen zu lassen". Das sei schwierig und erforderte Demut dem Werk gegenüber und eine Herangehensweise "mit tiefstem Respekt, Hingabe und Engagement. Es geht nicht um den Kick, sondern um die Suche nach dem Wesentlichen", betonte Welser-Möst. Er wünsche sich, dass seine Botschaft auch in Europa ankomme: "Hört auf mit den dummen Etikettierungen und Marketingstrategien", appellierte an seine Branche.
Der 1960 in Linz geborene Franz Welser-Möst zählt zu den bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit. Er ist seit 2002 Musikdirektor des Cleveland Orchestra und hat seinen Vertrag zuletzt bis 2022 verlängert. Von 2010 bis 2014 war Welser-Möst Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper.
Franz Welser-Möst folgte auf Zubin Mehta
Das Herbert-Batliner-Europainstitut ehrt mit dem "Pro Arte Europapreis" alle zwei Jahre hervorragende Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich um die Schaffung, Festigung und Vermittlung der vielfältigen kulturellen Identität Europas verdient gemacht haben. 2013 wurde der mit 30.000 Euro dotierte Preis erstmals verliehen - an den Dirigenten Zubin Mehta. 2015 ging die Auszeichnung an den ehemaligen Intendanten der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira. Präsident Busek erklärte heute, das Institut werde sich im nächsten Jahr bei der Mozartwoche verabschieden.