Garancas Stimme ist großartig - kraftvoll in der Tiefe, strahlend in der Höhe. Und dazwischen klingt es ausgewogen in allen Registern, sie färbt nach Belieben, dosiert die Energie, phrasiert intelligent und formt ihre Lieder zu plastischer Gesamtheit. Manchmal - das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau - gelingt ein Ton nicht ganz. Zumindest sei die Vermutung gestattet, dass diese Weltklassesängerin mit ein paar einzelnen Spitzen selbst nicht ganz zufrieden sein dürfte. Dem großartigen Gesamteindruck tat dies aber keinen Abbruch.
Am Beginn standen 14 Lieder von Johannes Brahms, darunter Bekanntes wie "Liebestreu", "Sapphische Ode" oder "Es träumte mir". Samt und sonders sind das musikalische Kleinode, in denen sich innig-romantischer Herzschmerz mit dem gigantischen Intellekt des Komponisten vermischt. Ausbrüche und Heftigkeit hat Brahms dabei nicht geduldet. Er hat das Dichterwort mit Musik zu überhöhen getrachtet.
Explizit schlicht dann drei wohl von Wagner beeinflusste, aber fast volksliedartige Stückchen von Henri Duprac (1848-1933), und danach acht kaum bekannte Vokaljuwelen von Sergej Rachmaninow. Diese von manchen Kritikern und Musikwissenschaftern fälschlich als "Hollywoodkitsch ohne tieferen Gehalt" abgewerteten Lieder sind großartige Popsongs mit klarer Melodieführung und nur soviel an harmonischer Vertracktheit, wie für die emotionale Übertragung dieser klaren Gedanken notwendig ist. Acht Bagatellen, die die Stimmung im Haus für Mozart auf ein Niveau der Freude hoben, das Brahms nicht erreichte.