Bild- und stimmgewaltig ist bei den Bayreuther Festspielen mit der "Götterdämmerung" der "Ring des Nibelungen" zu Ende gegangen. Mit dem ebenso kraft- wie gefühlvoll gespielten Niedergang am Ende des dritten Aktes sorgte das Festspielorchester unter der Leitung von Marek Janowski für einen bewegenden Schlusspunkt, der in Erinnerung bleiben wird.
Auch im vierten Teil von Richard Wagners monumentalem Werk setzt Regisseur Frank Castorf auf eine bunt-frivole Inszenierung vor gigantischer, sechsstöckiger Kulisse. Die Drehbühne (gestaltet von Aleksandar Denic) zeigt wahlweise eine schäbige Straßenecke samt Mauerrest und Dönerbude in Berlin, ein "Plaste und Elaste"-Logo aus DDR-Zeiten oder die New Yorker Börse. Davor parkt ein offener Mercedes-Oldtimer, in dem die Rheintöchter als Rockergirls posieren, oder alternativ eine Isetta. Gestapelte Ölfässer erinnern an Castorfs Leitmotiv - Geld, Macht und Gier - das sich durch seine "Ring"-Inszenierung zieht.
Die drei Rheintöchter - gesungen von Stephanie Houtzeel, Wiebke Lehmkuhl und Alexandra Steiner - harmonieren wie schon im "Rheingold" wunderbar. Kess verführen sie Siegfried (Stefan Vinke), zerren in Hollywood-Manier eine Leiche in den Kofferraum und geben die Krawallo-Clique. Stephen Milling singt den herrlich fiesen Hagen, den die Aura eines Schwergewichtsboxers umgibt. Brutal die Szene, als er Siegfried erschlägt. Später muss auch noch Gunther (Markus Eiche) dran glauben.
Das Publikum dankt es dem Ensemble mit kräftigem Applaus. Stürmisch gefeiert werden Foster, Milling, Vinke und Dirigent Janowski, der sich bescheiden und die Hände zur Merkel-Raute formend verbeugt. Großen Beifall gibt es für das Festspielorchester, das sich erstmals auf der Bühne zeigt - angesichts der großen Hitze wieder in legerer Freizeitkleidung. Mit Spannung erwartet worden war der Auftritt von Frank Castorf und seinem Regieteam. Hatte er 2013 noch ein gellendes Pfeifkonzert über sich ergehen lassen müssen, gab es fünf Jahre später großen Jubel, in dem die vereinzelten "Buh"-Rufe untergingen.
Festspielchefin Katharina Wagner dürfte sich darüber gefreut haben. "Man merkt, dass das Publikum mit dem "Ring" in gewisser Weise zusammengewachsen ist", hatte sie kurz vor der Aufführung der dpa gesagt. Das Publikum habe nicht nur eine Form von Frieden mit Castorf gemacht, sondern es sei auch ein Verständnis für dessen Sichtweise gewachsen. "Ich ziehe ein positives Resümee."