In der Salzburger Galerie Budja bat die Deutsche Grammophon zum Meeting mit ihrem Star Elina Garanča. Anlass: das Erscheinen eines DVD/Blu-ray-Mitschnitts von Gaetano Donizettis Oper „La Favorite“ aus der Bayerischen Staatsoper, kommende Partien und natürlich das heutige Konzert bei den Salzburger Festspielen mit Liedern von Johannes Brahms.

Üblicherweise spielt Garanča ja „starke Frauen“, in „La Favorite“ aber eher einen passiven Charakter. Wie das passt? „Wenn ich auf der Bühne bin, verwandle ich mich in die jeweilige Person. Und vor allem ist das eine sehr anspruchsvolle Partie“, sagt die 40-jährige Lettin. „Die Eboli in Verdis ‚Don Carlo‘, die ich eben für Paris einstudiere, ist übrigens ähnlich gelagert. Mir ist wichtig: Was steckt in dieser Person drin? Und ich gebe keine Ruhe, bis ich den Schlüssel zu ihr gefunden habe.“

Nach welchen Kriterien sie generell ihre Rollen aussucht? „Nach der Stimmführung und dem technischen Können, das eine Partie verlangt“, antwortet sie, „jedenfalls muss man vorsichtig planen. Nicht alles auf einmal machen wollen. Ich muss mich immer wieder überprüfen. Aber ich brauche stets neue Herausforderungen, sonst langweile ich mich zu schnell.“

Auf ihre Aufgaben Aufgaben pflegt Garanča sich auch sportlich vorzubereiten. Für den Octavian im „Rosenkavalier“ etwa machte sie ein High Intensity Interval Training, kurz HIIT genannt („Für die Bewegungsabläufe, die vielen Sprünge. Aber der Octavian ist für sie nun endgültig vorbei: „Ich kann ja nicht noch mit 100 Jahren einen 17-jährigen Buben spielen“. Für „Carmen“ ist sie täglich acht Kilometer gelaufen.

Für die Mai-Premiere von „Samson et Dalila“ an der Wiener Staatsoper studiert Garanča demnächst auch die Dalila neu ein. Auch hier geht es ihr nicht um die Klischees, die man von gewissen Partien hat. Der spannende Aspekt an der Dalila ist für sie: „Wir alle treffen manchmal auf Menschen, wo wir ahnen, dass es besser gewesen wäre, wäre man nie mit ihnen zusammengekommen. Man ahnt: Das nimmt kein gutes Ende. Bei Samson und Dalila ist es so: Natur, Trieb, Sexualität sind auf einmal stärker als alles andere.“

Als Mezzosopran fühlt sich Garanča absolut wohl: „Es ist immer der Mezzo, der das Geschehen stört oder in falsche Situationen gerät, wie etwa der Octavian im ‚Rosenkavalier‘ von Richard Strauss. Das ist spannend.“ Druck und Verantwortung einer Sopran-Primadonna wären ihr zu viel: „Das mag ich auch privat nicht.“ Und: „Sopran zu sein, verlangt auch nach einem gewissen Temperamenttyp. Ich glaube nicht, dass ich das bin.“

Zum Brahms-Repertoire im heutigen Konzert erklärt die Sängerin, das Programm sei schon früher geplant gewesen, doch nach dem Tod ihrer geliebten Mutter habe sie für Monate ihre Stimme verloren. Um sich zu erholen, habe sie eben eine Zeit gebraucht, „bis der Schmerz nicht mehr so stark war“.

Brahms sei für sie „ein Komponist, der für gewisse Stimmlagen schrieb, und er komponierte so viele Lieder für Mezzo, dass es richtig schwer war, ein Programm zusammenzustellen. Man kann bei ihm eine so reiche Palette an Farben finden, und ich fühle mich einfach wohl bei ihm und seiner sehnsüchtigen Wehmut.“

Elina Garančas Programm für die nahe Zukunft: „Heute noch der Liederabend, und dann einen Monat Urlaub. Unwiderruflich!“