Etwas im Schatten des erwarteten Festivalhöhepunkts "Aida", der am Sonntag Premiere feiert, hat am Mittwochabend Dmitri Schostakowitschs Psychogramm "Lady Macbeth von Mzensk" einen eigenen Glanzpunkt bei den Salzburger Festspielen gesetzt. Unter der elegant-bildgewaltigen Regie von Andreas Kriegenburg absolviert Wagner-Expertin Nina Stemme ein mit stehenden Ovationen bedachtes Rollendebüt.
Kriegenburg gelingt es, eines der sexuell aufgeladensten Werke der Operngeschichte, das 1936 zum Menetekel stalinistischer Kulturpolitik und vom Diktator kaltgestellt wurde, in einem monumentalen, zeitlosen Einheitsbühnenbild zu erzählen, das ebenso zeitlos wie nah an den Figuren ist. Einhelliger Applaus war der Dank.
Dominiert wird der Abend dabei dennoch von Nina Stemme, die das Porträt einer von ihren Trieben und Wünschen gepeinigten Frau zeichnet, die ebenso Opfer wie Mörderin ist. Ihr zur Seite wieder eine sichere Bank stellte in der Partie des Liebhabers und rohen Gewaltmenschen Sergej der US-amerikanische Bariton Brandon Jovanovich dar. Er hatte heuer bereits an der Wiener Staatsoper in eben jener Rolle überzeugt.
Das Debüt der 54-jährigen Stemme in der Titelpartie stellte dabei nicht das einzige des Abends dar, war doch erstaunlicherweise Altmeister Mariss Jansons erstmals in Salzburg am Pult einer Oper zu hören. Er führte die Wiener Philharmoniker zu einem transparenten, schneidend metallischen Klang analog zur Atmosphäre des Stücks und konnte sich am Ende wie die übrigen Beteiligten die verdienten Lobpreisungen des Publikums abholen.