Die internationale Jury rund um den britischen Regisseur Sam Mendes hat gewählt: Der Goldene Löwe der diesjährigen Filmfestspiele von Venedig ging an "The Woman Who Left" von Lav Diaz. Der 1958 geborene philippinische Regisseur erzählt in seinem Schwarz-weiß-Drama von einer Frau, die dreißig Jahre unschuldig im Gefängnis saß und sich rächen möchte. Dafür lässt er sich fast vier Stunden lang Zeit - für Diaz schon fast ein Kurzfilm. Sein Revolutionsepos „A Lullaby to the Sorrowful Mystery“, das im Februar auf der Berlinale lief, ist acht Stunden lang, 2014 gewann er den Hauptpreis im Bewerb von Locarno mit dem fünfeinhalbstündigen Historienfilm „From What Is Before“.
Den Silbernen Löwen für die beste Regie teilen sich Amat Escalante für "La región salvaje" sowie Andrei Konchalovsky für "Paradise". Letzterer erzählt von den Gräuel der Nazi-Vernichtungslager. Anhand einer Widerstandskämpferin und eines ranghohen SS-Offiziers zeigt er ein beklemmendes Bild des Grauens.
Jury-Preis
Der "Große Preis der Jury" ging an Tom Ford für "Nocturnal Animals". Mode-Designer Tom Ford führte zum zweiten Mal Regie und schickt in „Nocturnal Animals“ Amy Adams und Jake Gyllenhaal durch eine Thriller-Hölle.
Als beste Hauptdarstellerin wurde Emma Stone für ihre Rolle in "La La Land" ausgezeichnet. In dem Film verfällt ein Jazzpianist einer aufstrebenden Schauspielerin in Los Angeles. Das Musical ist eine Hommage an Klassiker des alten Hollywoods.
Die deutsche Schauspielerin Paula Beer bekam einen Preis als beste Nachwuchsdarstellerin. Sie verkörperte in François Ozons Drama "Frantz" eine junge Frau, die nach dem Ersten Weltkrieg um ihren Verlobten trauert und dann einen französischen Soldaten trifft.
Der Preis für den besten Hauptdarsteller ging an den argentinischen Mimen und Autor Oscar Martínez. In dem argentinischen Beitrag "El ciudadano ilustre" spielt er einen Literaturnobelpreisträger, der nach Jahrzehnten in seine Heimatstadt zurückkehrt, wo er nicht nur mit offenen Armen empfangen wird.
Der Spezialpreis der Jury ging an die Regisseurin Ana Lily Amirpour für das Kannibalendrama "The Bad Batch". Für das beste Drehbuch wurde Noah Oppenheim für "Jackie" (Regie: Pablo Larraín) über die ehemalige First Lady der USA, Jackie Kennedy, ausgezeichnet.
Bilanz
Insgesamt fällt die Bilanz des Festivals einmal mehr durchwachsen aus. Festivaldirektor Alberto Barbera ist es in seiner fünften Saison zwar gelungen, trotz wachsender Konkurrenz durch das fast zeitgleich stattfindende Toronto International Film Festival zahlreiche Stars an den Lido zu holen. Das künstlerische Programm aber wurde von der internationalen Filmkritik durchwegs als solide, aber eher überraschungsfrei bewertet.