Branko Samarovski (82) wird zum Auftakt des Diagonale Filmfestivals 2022 in Graz den großen Schauspielpreis erhalten. Das gab die Leitung des Filmfestivals am Donnerstag bekannt. Der Theater-, Film- und Fernsehschauspieler wird die Auszeichnung - ein Kunstobjekt gestaltet von Constantin Luser - in der Grazer Helmut List-Halle persönlich entgegennehmen. Das Festival des österreichischen Films eröffnet mit der Österreichpremiere von Kurdwin Ayubs "Sonne" (2022).
"Unglaublicherweise bereits seit den späten 1960er-Jahren zeigt Branko Samarovski nicht nur am Theater, sondern auch als Charakterdarsteller in Kino und Fernsehen ungeheure schauspielerische Bandbreite. Mit Vorliebe kreiert er dabei exzentrische, kuriose und immer zutiefst menschliche Charaktere, ohne die der österreichische Film um viele Farben ärmer wäre", hieß es in der Aussendung des Festivals. "Ein Meister mit Charme, Klugheit und Mut", würdigten Ute Baumhackl, Christian Konrad, Marie Kreutzer, August Schmölzer und Kristina Sprenger von der Jury den Darsteller.
In Herbert Achternbuschs Satire "Der junge Mönch" (1978) war Samarovski erstmals im Kino zu sehen - in einer Nebenrolle. Danach wirkte Samarovski in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, unter ihnen mehrere Arbeiten von Michael Haneke. Für seine Darstellung des Invaliden Andreas Pum in Hanekes Fernseharbeit "Die Rebellion" (1993) erhielt er den vom Verband österreichischer Kameraleute vergebenen Goldenen Kader für den besten Schauspieler - diesmal für eine Hauptrolle. In Hanekes Filmen "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls" (1994), "Wolfszeit" (2003), "Das weiße Band" (2009) - die übrigens alle im Rahmen eines Haneke-Specials bei der Diagonale 2022 zu sehen sein werden - wirkte Samarovski ebenfalls mit.
Dem Fernsehpublikum dürfte Samarovski als passionierter Obst- und Gemüsezüchter Blasius Schmalzl in der TV-Reihe "Der Winzerkönig" (2005-2009) sowie als Dr. Feist sen. in David Schalkos Serie "Braunschlag" (2012) bekannt sein. Auf der aktuellen Diagonale wird Samarovski auch als Stimme vertreten sein: Er ist im Deix-Animationsfilm "Rotzbub" von Marcus H. Rosenmüller (2021) zu hören.
Seine ersten Theaterengagements führten Samarovski bereits 1966 nach Graz, Darmstadt und in den 1970er-Jahren ans Staatstheater Stuttgart, wo er Hauptrollen u.a. bei Alfred Kirchner bekleidete. Er trat in Inszenierungen von Claus Peymann am Schauspielhaus Bochum auf, von 1985 bis 1991 war er an der Berliner Schaubühne engagiert. Auch bei den Salzburger Festspielen war er ab 1966 immer wieder in unterschiedlichen Rollen zu sehen. Seit 1991 ist Samarovski Ensemblemitglied im Wiener Burgtheater.
Geboren wurde Samarovski 1939 in Zemun, einem heutigen Stadtbezirk von Belgrad (Serbien). Als 14-Jähriger begann er eine Schlosserlehre in Salzburg, als Schlosser spielte er dann neben seiner Arbeit auf der Elisabethbühne, nahm privat Schauspielunterricht und absolvierte schließlich die Schauspielausbildung am Mozarteum. 2017 wurde er als bester Schauspieler in einer Nebenrolle in Kai Wessels "Nebel im August" ausgezeichnet.
Der Große Diagonale-Schauspielpreis wird seit 2008 vergeben: Zu den Preisträgern seither gehören Karl Markovics, Josef Hader, Klaus Maria Brandauer, Senta Berger, Johannes Silberschneider, Maria Hofstätter, Georg Friedrich, Tobias Moretti, Erni Mangold, Johannes Krisch, Ingrid Burkhard, Birgit Minichmayr, Ursula Strauss und Christine Ostermayer.