Gratulation zum Diagonale-Schauspielpreis! In einer der ersten Szenen in „Nevrland“ springen Sie in einen See. War dieser Film, Ihr allererster, wie ein Sprung ins kalte Wasser?
Simon Frühwirth: Es passierten viele Zufälle zur richtigen Zeit. Ich habe mich in der Schule nie wohl gefühlt, immer Musik gemacht und dieser Dreh war mein erster Versuch für einen Ausweg. Ein Freund hat mir von dem Casting erzählt. Ich habe das probiert und es war ein Wahnsinnsmoment für mich. Ich ging ohne Erwartungshaltung hin. Dann habe ich die Rolle bekommen und danach die Schule abgebrochen. Das hatte ich schon länger vor und von meiner Familie habe ich den Rückhalt bekommen.
Erste Auszeichnung beim Max Ophüls Preis in Saarbrücken, nun zweiter Preis bei der Diagonale in Graz. Wollen Sie jetzt eigentlich Schauspieler werden?
Ich will auf jeden Fall weitermachen. Es macht mir sehr viel Spaß. Was bei „Nevrland“ passiert ist, dass wir uns gefunden haben, das war sehr speziell und sollte so sein.
Sie drehen gerade. Was denn?
Ich stehe gerade für die TV-Produktion „Liebermann“ mit Umut Dag vor der Kamera und im April drehe ich mit Til Schweiger einen „Tatort“. Er hat mir den Preis in Saarbrücken überreicht, einen Monat später sitze ich mit ihm in Berlin bei der Leseprobe. Absurd!
Statt normaler Schule: Reizt Sie eine Schauspielschule?
Ich will dem auf jeden Fall eine Chance geben. Ich bin auch extrem theaterinteressiert und habe eine Regie-Hospitanz im Theater der Jugend in Wien absolviert. Die Abläufe in Film und Theater sind ganz anders, auch der Probenprozess. Ich bin jetzt vom Theatervirus angesteckt.
Im Netz sind Sie beinahe ein unbeschriebenes Blatt, auch auf Wikipedia. Warum?
Es interessiert mich einfach nicht. Ich setze mich doch nicht hin und schreibe „Simon Frühwirth, 18 Jahre alt, ...“ (lacht).
Wie ist es, mit Josef Hader vor der Kamera zu stehen?
Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich muss gestehen, dass ich am Anfang wenig über ihn wusste. Er ist ja eher für die Generation meiner Eltern „der Hader.“ Dann habe ich alle seine Sachen angeschaut. Jetzt bin ich ein großer Fan. Er ist genial. Und: Er ist so, wie er ist, auch auf der Bühne.
In „Nevrland“ muss man sehr viel von sich preisgeben, viel nackte Haut, auch Gewalt. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe es einfach gemacht, weil ich von allen im Team ein extrem großes Vertrauen gespürt habe. Ich konnte das ausblenden und wirklich nur diesen Moment finden. Das Musikmachen hat mir dabei geholfen, einfach da zu sein, etwas passieren zu lassen.
Haben Sie für diese Rolle etwas extra etwas lernen müssen: Sprechtraining, oder Körpertraining?
Nein, gar nicht. Wenn ich die Chance bekomme, gehe ich ins Theater und ich schaue mir sehr viele Filme an. Und ich lese extrem viel, was ich in der Schule gehasst habe. Ich möchte so viele Bücher lesen, wie ich kann.
Mit welchen Filmen sind Sie sozialisiert worden?
Groß geworden bin ich mit „Herr der Ringe“ und „Star Wars“. Von meinem Stiefvater, der ein Filmfreak ist, habe ich zu Weihnachten eine Festplatte mit vielen Arthouse-Filmen drauf geschenkt bekommen und ich bin ein bisschen bei den Franzosen hängen geblieben – François Truffaut. Jean-Pierre Léaud Oder aber auch Aki Kaurismäki.
Mit welcher Regisseurin oder welchem Regisseur würden Sie gerne arbeiten?
Mit allen, die ich jetzt kennen gelernt habe. Ich hatte bis jetzt großes Glück und nur tolle Leute kennengelernt.