Den Anfang macht eine akustische Reminiszenz an die selbst gedrehten Stummfilmidyllen in den bürgerlichen Wohnzimmern der 60er- und 70er-Jahre: Unverkennbar rattert da ein Super-Acht-Projektor. Dann sieht man Kühe über die Leinwand trotten, und im Gasthof Alpenrose wird Schnitzel serviert. Alpiner Frohsinn macht sich breit, die Blasmusik spielt auf. Perfekt, wäre da nicht dieses ominöse Zucken in der Tonspur: Gräuliches kündigt sich an.
„Die Kinder der Toten“, die im steirischen herbst 2017 rund um Neuberg an der Mürz gedrehte Verfilmung frei nach Motiven des gleichnamigen Romans von Literaturpreisträgerin Elfriede Jelinek, erlebt am Freitag bei der Diagonale seine Österreichische Erstaufführung.

Von Kelly Copper und Pavol Liska (vulgo Nature Theatre of Oklahoma) als Stummfilm mit Geräuschen inszeniert, gebärdet sich der aus 666 Rollen zusammengeschnittene 90-minütige Super-8-Film als überaus vergnüglicher Ausflug in eine Horrorheimat der Schönredner und Verdränger.


Lustvoll amateurhaft reihen sich Splatter-Trash-Elemente und Slapstick aneinander, wird die Forelle Müllerin zur Waffe und die Kinoleinwand zum Wiedereintrittstor für Österreichs Untote, die dann zu Marschmusikklängen die Zombie-Apokalypse begehen. Viel Jelinek muss man da nicht mehr sehen, Spaß macht es allemal.


Es war ein Mammutprojekt, das sich der herbst vornahm. Er brachte den Roman, der zwischen Krampen und Kapellen so viele Menschen provozierte, obwohl die wenigsten ihn kannten, auf spielerische Weise als Mitmachprojekt zurück an Jelineks Kindheitsorte. Der Zombie-Stummfilm mit 80 Laiendarstellern überzeugte bei der Berlinale und wurde mit dem Fipresci-Preis ausgezeichnet. Oh du eigenwilliges Film-Österreich!