Ein junger Polizist, der sich nichts sehnlicher wünscht, als bei der Sondereinheit der Wiener Polizei „Wega“ zu reüssieren, erschießt bei einem Einsatz einen Mann. Seine Kollegen feiern ihn als coolen Tatmenschen, dem Polizeirekruten aber kommen Zweifel. War der Tote wirklich so gefährlich, wie es schien? Hat sein Chef den Einsatz vorschriftsmäßig geführt? Oder hätte sich die Lage deeskalieren lassen?
Regisseur Stefan A. Lukacs erzählt in „Cops“ vom Trauma des Tötens, von Männlichkeits- und Machtfantasien und von den fragwürdigen Ritualen selbst ernannter Eliten. Was wie ein Polizeithriller in Hollywood-Blockbustermanier beginnt, mündet in eine packende Untersuchung von Autorität, Gruppendruck, Herrschaftsstrukturen in Männergesellschaften. Damit hat „Cops“ gestern zum Festivalabschluss den Publikumspreis der Diagonale gewonnen. 1500 Festivalbesucher beteiligten sich an der Wahl zu der Auszeichnung, die von der Kleinen Zeitung gestiftet und mit 3000 Euro dotiert ist. Es ist nicht der einzige Preis für den Film. Das Darstellerensemble erhielt am Samstag auch den Diagonale-Schauspielpreis.
Regisseur Lukacs, der mit „Cops“ seinen ersten Langfilm gedreht hat, wollte damit „zum Nachdenken über die Strukturen und Vorgänge im Polizeiapparat einladen“, erzählte er beim Publikumsgespräch im voll besetzten Schubertkino. Vorausgegangen waren dem Dreh intensive Gespräche mit Polizistinnen und Polizisten, „vieles, was im Film gesagt wird, ist diesen Interviews entnommen,“ sagt Lukacs.
Die Idee zu „Cops“ geht übrigens auf seinen Kurzfilm „Void“ zurück. 2012 arbeitete er darin den Polizeiskandal um den ghanaischen Asylwerber Bakary J. auf, der von Wega-Beamten brutal misshandelt worden war. Auch in „Void“ hatte Lukacs bereits Anton Noori und Laurence Rupp als Polizisten besetzt.
Für „Cops“ hat sich Hauptdarsteller Laurence Rupp rund zehn Kilo Muskelmasse auftrainiert, eine im österreichischen Film nicht eben alltägliche Vorbereitung, „aber es war klar, dass zu dieser Figur auch ein gewisser Körperkult gehört“ erzählt er. Dass der Film überhaupt gedreht werden konnte, war aufgrund der unsicheren Fördersituation lange ungewiss. Mittlerweile wurde er auch schon beim Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken mit der Publikumsauszeichnung und dem „Preis für den gesellschaftliche relevanten Film“ geehrt, Anna Suk erhielt für ihre erste Langfilmrolle den Preis als bester Schauspielnachwuchs.
Angehörige der Exekutive hätten auf den Film bisher positiv reagiert, berichtet Lukacs, „es gibt da offenbar Gesprächsbedarf.“ Vorerst ist aber noch Geduld vonnöten: Regulär ins Kino kommt „Cops“ erst im September.
Ute Baumhackl