Sie rühren die Werbetrommel für Ihr erstes gemeinsames Musikkabarett „unerhört solide“, das im Herbst Premiere feiert. Gestern spielten Sie einige Nummern im Antenne-Studio. Wie fühlte sich der Live-Test an?
OTTO JAUS: Es ist eine Sache, ins Studio zu gehen und etwas aufzunehmen - dort hat man Hunderttausende Möglichkeiten. Ich persönlich empfinde es aber so: Live muss es passen. Da muss man eingespielt sein. Und wenn wir ehrlich sind: Viel geprobt haben wir noch nicht. Anfangs hatte ich schon Angst.
Wovor?
JAUS: Wir sind zwei starke Persönlichkeiten auf der Bühne. PAUL PIZZERA: Und wir kommen beide aus dem Solo-Bereich. Die total menschlichen Sorgen waren: Kann ich neben ihm bestehen? Und der Otto ist eine echte Rampensau. JAUS: Du aber auch.
Rampensau + Rampensau = ?
PIZZERA: Zu zweit ist ein ganz anderes energetisches Level möglich; es ist unfassbar schön, dass es so flutscht. Wenn man, wie gestern, vor 50 Leuten eine gute Stimmung hat, muss man sehr gut sein. Vor 1000 Leuten ist man nervös. Gefällt es nur der Hälfte, lachen noch immer 500.
JAUS: Wichtig ist, dass man sich gut versteht, ehrlich ist und seine eigenen Schwächen eingesteht und dem anderen gegenüber auch formuliert.
PIZZERA: Wir artikulieren das auch. Einmal heißt es: „Zwei Egomanen, eine Bühne, geht si des aus? Na logisch, mit an Busserl, Pizzera & Jaus.“ Was darf man sich von Ihrem Musikkabarett erwarten?
PIZZERA: Wir wollen die Leute humoristisch und emotional erwischen, dafür werden wir alles tun. Unser Programm enthält Musik- und Kabarettelemente, Conférences, Gespieltes ...
Ihrer Erfahrung nach: Wann sitzen die Pointen am besten?
JAUS: Das Wichtigste ist, dass man auf der Bühne ehrlich ist. Wenn ich jetzt anfange, über Politik zu diskutieren, wird das kein Mensch lustig finden, weil ich das nicht bin. PIZZERA: Mir taugt es, wenn die Leute drinnen sitzen und sagen: „Genau so ist es.“
Wie viel Prozent vom Programm ist denn bereits fertig?
JAUS: Ich schätze 30 Prozent. Man kann ein Kabarett nicht fertigproben wie ein Theaterstück. Maximal 60 Prozent, der Rest kommt auf der Bühne.
PIZZERA: Wir haben noch genug Zeit. Trotzdem wache ich oft auf und denke: Geht sich das aus? Es sind schon 20.000 Karten verkauft. Das macht natürlich Druck.
Heute Abend spielen Sie vor 5500 Menschen in der restlos ausverkauften Grazer Stadthalle. Wie geht es Ihnen?
PIZZERA: Ich bin nervös und dankbar. Es ist wie vor einer Schularbeit, wo du gut gelernt hast. Jetzt willst du nur noch raus und abliefern. Davor werde ich 1000 Tode sterben, danach wird das Bier super schmecken.
2016 hatten Sie 72.000 Besucher und mit „Jedermann“ einen Nummer-1-Hit mit Otto Jaus. Seit ersten Poetry-Slams ging es stets steil bergauf. Haben Sie Angst davor, zu fallen?
PIZZERA: Natürlich, permanent. Aber Otto sagt immer: „Alles, was noch kommt, ist Zugabe.“ Wenn es immer nur steil bergaufgeht, fühlt sich schon die Gerade wie ein Fall an. Die Bühne macht dich süchtig. Du brauchst das Serotonin, das ausgeschüttet wird. Warum stellt sich Mick Jagger noch auf die Bühne? Weil er weiß, dass er sich nichts spritzen oder schnupfen kann, was ein ähnlich geiles Gefühl hervorruft.