Anspielungen auf den islamistischen Terror in der Mozart-Oper "Die Entführung aus dem Serail" machen Regisseur Martin Kusej vor der am kommenden Freitag (20. Jänner) geplanten Saisoneröffnung in Bologna Ärger. Laut der Tageszeitung "Corriere della Sera" verzichtete der türkische Tenor Mert Süngü auf seinen Auftritt. Kusejs Inszenierung sei ein Affront für die "Würde einer Nation".

Fahnen mit arabischem Text und IS-Anspielungen würden die Zuschauer in Bezug auf die geopolitischen Ursachen des Terrorismus irreführen, betonte der 30-jährige Tenor laut dem Blatt. Kusej bestritt, dass Süngü jemals dem Cast der Oper angehört habe. "Ich habe diese Person nie getroffen. Er hat an keiner einzigen Probe teilgenommen. Er war nicht in der Lage, den neuen Text auf Deutsch zu lernen, den wir geschrieben haben", erklärte der Regisseur. Koautor des neuen Textes ist Albert Ostermaier.

Neuer Versuch in Bologna

"Ich bin der Ansicht, dass die Musik mit heutigen Situationen und Gefühlen in Verbindungen gebracht werden muss", so Kusej. Mozart selber habe stets seine Werke geändert. Mit seiner Inszenierung wolle er die "Machtlosigkeit der zivilisierten Europäer vor der Brutalität des fundamentalistischen Fanatismus" zeigen. "Ich weiß, dass die Zuschauer in Bologna offen sind", meinte Kusej.

Die Version der Mozart-Oper, die Kusej in Bologna zeigt ist anders als jene, die er 2015 beim Festival von Aix-en-Provence aufgeführt hat. Damals wollte er zum Ende von "Die Entführung aus dem Serail" in blutige Fetzen gewickelte Köpfe enthaupteter Gefangener darstellen. Das Festival von Aix-en-Provence hatte jedoch Anspielungen auf den islamistischen Terror aus einer Mozart-Inszenierung gestrichen.