Bis es „aus“ ist, werden rund 70 Minuten vergehen. 70 dichte, fordernde, sprachmächtige Minuten, in denen ein Mann mit seinem Vater abrechnet. Peter Raab ist in dieser österreichischen Uraufführung des Bühnenmonologs „Aus“ von Alois Hotschnig der Erzähler, ihm persönlich widmete der in Innsbruck lebende Kärntner Autor diesen Text, der auf einer seiner frühen Erzählungen beruht.

Was bleibt, wenn es aus ist und das letzte Gespräch geführt? Wenn der Vater dem Sohn die Luft zum Leben genommen hat – und nicht nur ihm? „Von vielen Toten ist da die Rede, das ganze Leben lang wird ja auf irgendeine Weise gestorben“, erzählt Regisseur Peter Wagner von seiner Inszenierung, die er „so leicht wie möglich machen“ will, „um kein falsches Pathos hochkommen zu lassen“.
Acht Lichtquellen und ein Strick beherrschen die karge Bühne im Lounge-Bereich des Theaters Halle 11 (auf der Hauptbühne ist noch die Produktion „Eisbilder“ zu sehen). Mit der „holzschnittartigen Sprache“ (Wagner) tritt Musik in Dialog: Hausherr Gerhard Lehner, Ex-Wiener-Sängerknabe und Saxofonspieler, sattelte auf Bassklarinette um und strukturiert mit seinen großteils freien Improvisationen den dichten Text in zwölf Episoden – Zeit, um die in jeder Hinsicht „gewaltige“ Sprache wirken zu lassen, Zeit zum Durchatmen.

Für Peter Raab, der sich den Monolog buchstäblich einverleibt hat, ist die Geschichte einer Konfrontation mit einem gewalttätigen Vater ein „Herzenstext“. Wie Verletzungen und Narben sich über Generationen vererben können, demonstriert darin ein Opfer, das selbst zum Täter wird. Dabei kann Raab „die schlimmsten Dinge mit einem Lächeln im Gesicht erzählen“, ist Regisseur Wagner von seinem Darsteller beeindruckt.

Alois Hotschnig, erster Gert-Jonke-Preisträger (2011) und mit diesem frühen Text durchaus in einer Linie mit Franz Innerhofer und Josef Winkler zu lesen, wird bis zur Uraufführung nächsten Dienstag noch nicht von einem USA-Aufenthalt zurückgekehrt sein, will sich die Klagenfurter Produktion aber im Dezember ansehen.